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Der "American Way of Life" am Faaker See

Blitzendes Chrom, blubbernde Motoren und der Duft von Leder, dies alles macht die 13. European Bike Week aus, die seit Dienstag am Faaker See in Kärnten über die Bühne geht. Trotz Regenwetters erwarten die Veranstalter insgesamt rund 50.000 Biker, die mit umgebauten und fantasievoll gestalteten Motorrädern bis zum Wochenende 100.000 Schaulustige anlocken sollen.
13. European Bike Week
Zwei teure Motorräder gestohlen

Wie aufgefädelt, in Reih und Glied, die Speichen der Vorderräder in die hervorblinzelnde Sonne gerichtet – so säumen unzählige glänzende Motorräder die Straße rund um den Faaker See. Unterbrochen wird die Kette von Harley-Davidson-Motorrädern nur durch die Eingänge des 40.000 Quadratmeter großen Harley-Village der European Bike Week 2010, die noch bis einschließlich Sonntag in Kärnten über die Bühne geht. Eine Klangwolke, bestehend aus gurgelndem Motorengeräusch, knatternden Auspufflärm und Musik, schwebt über der Region.

“Willkommen – Welcome – Benvenuti – Benvenidos” prangt auf einem riesigen orangenen Banner über dem Eingang in die Harley-Zeltstadt. Der Harley-Davidson-Kult lockt jährlich Tausende Besucher und Biker zum laut Veranstalter größten Harley-Treffen Europas an den Faaker See. “Ich bin schon das elfte Mal hier, mit Frau und Hund”, erzählt ein bärtiger Gast aus Köln und zeigt dabei ein Foto, auf dem er mit seinem Motorrad samt Anhänger für den Hund zu sehen ist. Die lange Anreise auf zwei Rädern hat ihm nichts ausgemacht: “Wir sind mit dem Motorrad schon überall gewesen, sogar auf der berühmten Route 66 in den USA.” Der “American Way of Life” ist für einige Tage auch am Faaker See zu spüren.

Das große Gelände teilt sich auf in Gastronomie-Bereich, Ausstellungszelte und Händler-Stände. Überall hängen schwarz-orange Fahnen, die Farben des Markenlogos von Harley-Davidson. Die Auswahl ist riesig, man bekommt Kebab, Spareribs und Burger, Spanferkel, Blunzengröstl und süße Palatschinken, italienische Pasta und asiatische Gemüse-Nudeln. Man könnte fast meinen, jeder ausländische Motorradfahrer findet irgendwo am Gelände Kulinarisches aus seiner Heimat wieder. Die Biker kommen von überall, die meisten aus Deutschland, Italien, den Niederlanden und Frankreich.

Blickt man in die Menschenmenge, zeichnet sich sogleich ein Bild des “typischen” Harley-Fahrers ab: zwischen 40 und 70 Jahre alt, Lederjacke, Hut oder Mütze, Lederhose und Bikerstiefel. “Und auf jeden Fall das hier”, sagt ein französischer Biker und zeigt auf seinen langen Bart. “Eine Weste ist auch wichtig, mit dem Logo von Harley-Davidson und dem Logo des Clubs, dem man angehört”. Das ist die sogenannte Harley Owners Group – kurz H.O.G. Sie wurde 1983 in den USA gegründet und ist laut Veranstalter die weltweit größte Kundenvereinigung, die von einem Motorradhersteller unterstützt wird. Rund um den Globus zählt sie mittlerweile rund 1,2 Millionen Mitglieder, 1.800 aus Österreich, etwa 14 Prozent von ihnen sind Frauen. Kauft man sich eine Harley, wird man für ein Jahr automatisch Mitglied. Regionale Vereinigungen werden Chapter genannt.

Immer noch überwiegen im Harley-Village die Männer, allerdings wird der Anteil der weiblichen Biker stetig größer. “Ich bin sonst eher eine Ruhige, aber wenn ich auf der Harley fahre, dann leb’ ich sozusagen meine wilde Seite aus”, erzählt eine Kärntner Geschäftsfrau und lacht dabei. Eine deutsche Bikerin bestätigt dies und ergänzt: “Es ist einfach ein tolles Gefühl. Ich dachte mir, warum soll ich nur immer als Beifahrerin auf der Maschine sitzen? Ich hab mit 40 Jahren den Motorrad-Führerschein gemacht und jetzt fahre ich selbst.” Sie ist schon das dritte Mal bei der Veranstaltung am Faaker See. “Man trifft hier immer wieder Bekannte, lernt neue Leute kennen, es ist wie eine riesengroße Familie”, sagt sie und sieht sich an einem Stand für Bekleidungsartikel um.

In der Zeltstadt findet man alles, um für eine Tour am Motorrad gut ausgerüstet zu sein. Bekleidung und Kopfbedeckungen aus Leder, Helme, Brillen, Gürtelschnallen, Schuhe, Stiefel, Accessoires und Schmuck, für jeden ist etwas dabei. Für Mutige sind auch ausgefallene Kleidungsstücke zu haben, angefangen von sehr freizügigen BHs aus Lack, Leder oder Metal bis hin zu ausgeflippten Mützen.

Das Harley-Davidson-Logo prangt auf der Mehrzahl der Artikel. Das Merchandising-Konzept funktioniert: Kein T-Shirt mit dem Logo ist unter 40 Euro zu bekommen, was die echten Fans allerdings nicht zu stören scheint. Ruud van Bijnen, ein Händler aus den Niederlanden, bietet sogar Möbelstücke, Kühlschränke, Tassen, Uhren und Billard-Kugeln im Harley-Design an: “Die Leute wollen den Kult nicht nur auf der Straße, sondern auch daheim ausleben.” Die neuesten Motorrad-Modelle dürfen im Village natürlich nicht fehlen. Kein billiges Hobby, muss man für ein Zweirad durchschnittlich gut 25.000 Euro hinblättern, nach oben gibt es keine Grenzen.

Die Unterhaltung kommt am Veranstaltungsgelände ebenfalls nicht zu kurz. Auf der Hauptbühne und in einigen Zelten gibt es Live-Musik – von Hardrock über Blues bis hin zu Country-Musik. Gewinnspiele, wobei man mit etwas Glück eine neue Harley mit nach Hause nehmen kann, sollen Besucher anlocken. Auf dem Programm stehen außerdem während der Bike Week auch noch ein Armwrestling-Wettkampf und die Custom Bike Show.

William Harley und Arthur Davidson bauten ihr erstes Motorrad im Jahr 1903. Die Marke wurde rasch zum Kult, seit 1912 kann man die dazu passende Bekleidung kaufen. Insgesamt hat das Unternehmen bis dato sieben bis acht Millionen Motorräder hergestellt. Der Enkel von Arthur Davidson, Willie G. Davidson, erläuterte den Hype um die Motorräder folgendermaßen: “Wir verkaufen einen Lebensstil. Das Motorrad gibt es kostenlos dazu!”

Harley-Treffen am Faaker See

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