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Demnächst an Uni und Herd

Das mit dem Herd darf man so wörtlich nehmen wie die Uni. Als zukünftiges Betätigungsfeld gibt Franz Salzmann, der erfolgreiche kaufmännische Direktor der Bregenzer Festspiele, nämlich den Haushalt an.

Über das „derzeitige Highlight“ – ein Wienerschnitzel hinzukriegen – will der Fachmann, bei dem die finanziellen Belange des Kulturunternehmens in besten Händen lagen, hinauskommen. Und so wie er von der Herausforderung beim Kochen spricht, nimmt man ihm das auch ab. Eva Schmidt, seine Frau, soll wieder mehr Zeit für ihre schriftstellerische Tätigkeit haben.

Dozent in Zürich

Freilich, nachdem er sein Wissen in Sachen Kulturmanagement bereits an der Fernuniversität Hagen weitergab, wird er ab dem nächsten Jahr, wenn er in den Ruhestand tritt, Vorträge an der Universität in Zürich halten. Vor Ende der letzten Saison unter Franz Salzmann stellte sich das Festspiel-Leitungsteam samt zukünftigem Finanzchef Michael Diem gestern in lockerer Runde den Medienvertretern. Die Zahlen, etwa die Erhöhung des Eigendeckungsgrades von etwa 50 auf 80 Prozent, wirken nüchtern. Was dahintersteckt, ist enorm. Die Festspiele haben die Einnahmen gewaltig gesteigert. Freute man sich in den frühen Achtzigerjahren noch über etwa 70.000 bis 80.000 Besucher, sind es nun 200.000 oder mehr. Wobei eine Seebühnenproduktion seit 1986 zwei Jahre auf dem Programm steht und inzwischen von mindestens 350.000 Menschen gesehen wird. „Manchmal gehe ich einfach über den Vorplatz und nehme die Stimmung auf“, versucht Salzmann im Gespräch mit den „VN“ sein Gefühl angesichts 7.000 Zuschauer pro Abend zu verdeutlichen. Am meisten gezittert habe er beim „Fliegenden Holländer (1989). Da hatte man in Sachen Besucherstruktur schon neue Maßstäbe, die auch bei einem weniger publikumsträchtigen Stück mit langen Arien gelten sollten. Ein zu erwartendes Defizit füllte man dann mit „Carmen“ wieder auf.

Hoher Umsatzeffekt

Heute gilt es, die Stagnation bei den Subventionen seit 1997 zu bewältigen. „Da wir keine Abstriche bei der Qualität machen, hieße das irgendwann Programmkürzung“, bringt er die Tatsache auf den Punkt, dass die Festspiele, berechnet man die Teuerungsrate, auf eine Million Euro pro Jahr verzichten müssen. Übrigens, der Umsatzeffekt für die Region durch die Festspiele liegt bei gut 165 Millionen Euro. Dennoch, auch der kaufmännische Direktor will vor allem den hohen Wert der Kultur in der Gesellschaft unterstreichen. „Es ist besser, wenn Kinder in die Musikschule gehen, anstatt sich ein Gewaltvideo anzusehen.“ „Mengenmäßig wollen wir uns gar nicht groß weiterentwickeln“, umschreibt sein designierter Nachfolger Michael Diem die guten Rahmenbedingungen für seinen Start. Wobei er bereits davon ausgehen kann, dass die „Aida“ mindestens so zugkräftig ist wie die bald abgespielte „Tosca“.

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