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Demjanjuk-Prozess begann mit Befangenheitsantrag

Mit einem Befangenheitsantrag gegen Richter und Staatsanwaltschaft hat am Montag in München der Prozess gegen den mutmaßlichen früheren KZ-Wachmann John Demjanjuk begonnen.

Der Verteidiger des 89-Jährigen, Ulrich Busch, kritisierte vor dem Landgericht, dass Befehlshaber im Vernichtungslager Sobibor freigesprochen worden seien, mit Demjanjuk nun aber ein Befehlsempfänger vor Gericht stehe, der unter Todesdrohungen zu seiner Arbeit gepresst worden sei. Dies sei Willkür, sagte Busch.

Demjanjuk muss sich wegen Beihilfe zum Mord an 27.900 jüdischen Männern, Frauen und Kindern vor dem Landgericht München verantworten. Die Anklage wirft dem heute 89-Jährigen vor, 1943 als bewaffneter Aufseher im Vernichtungslager Sobibor die Opfer aus den Zügen in die Gaskammern getrieben zu haben. Er bestreitet das.

Für Empörung unter den anwesenden KZ-Überlebenden und Angehörigen sorgte die Aussage des Verteidigers Busch, Demjanjuk stehe “auf gleicher Stufe” wie die KZ-Überlebenden, da auch er auf deutschen Befehl in Sobibor habe arbeiten müssen.

Der 89-Jährige wurde mit einem Rollstuhl und einer blauen Decke zugedeckt in den Gerichtssaal gebracht. Er trug eine blaue Schirmmütze und ließ das Blitzlichtgewitter der Fotografen mit geschlossenen Augen über sich ergehen. Ärzte und Psychiater halten den 89-Jährigen für verhandlungsfähig, aber nur für drei Stunden täglich.

Wegen des großen Andrangs und der scharfen Sicherheitsvorkehrungen begann der Prozess mit einstündiger Verspätung. Bereits Stunden vor Prozessbeginn hatten sich lange Schlangen vor dem Landgericht gebildet.

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