AA

Dem Virus beherzt auf der Spur

Pathologie im LKH Feldkirch bearbeitet über 80 Prozent der Coronatests.

Im Jänner bewerteten Experten die Wahrscheinlichkeit, dass das Coronavirus in Europa für eine Epidemie sorgen könnte, noch als sehr. Nur wenige Wochen später war der Kontinent mittendrin. Die Gesundheitsbehörden in Vorarlberg hatten schnell reagiert und das Institut für Pathologie im LKH Feldkirch beauftragt, für genügend Testkapazitäten zu sorgen. Der Schritt erwies sich als richtig, wie Abteilungsleiter Primar Felix Offner beim Auftaktvortrag der neuen MedKonkret-Reihe ausführte. Inzwischen wurden im Land mehr als 80.000 Covid19-Testungen durchgeführt, mehr als 80 Prozent davon in der Pathologie. Jetzt sind Offner und seine engagierten Mitarbeiter damit beschäftigt, sich auf den Winter vorzubereiten, der zu einer ganz besonderen Herausforderung werden könnte, weil zum Corona- noch das Grippevirus zirkuliert.

Felix Offner startete sein Referat mit einer Richtigstellung. "In Krimiserien sind Pathologen meist die Totenbeschauer", sagte er. Im richtigen Leben sieht die Sache anders aus. "Wir machen Diagnostik für die Lebenden", betonte Offner. Das heißt in der Praxis 250.000 Proben jährlich für 160.000 Vorarlberger. Inzwischen geht es allerdings fast nur noch um das Coronavirus. "Dessen Nachweis ist wichtig, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird." Zudem führte der Pathologe einen ökonomischen Grund ins Treffen. Keine Gesellschaft könne sich ein Gesundheitssystem leisten, wenn die Wirtschaft nicht funktioniere.

Kein Überleben ohne Wirt

Das Virus selbst sowie das Aufstöbern stellte Felix Offner anschaulich anhand von Bildern und Grafik dar. Coronaviren sind im Vergleich zu Bakterien winzig klein und brauchen zum Überleben einen Wirt. Hat das Virus den gefunden, schleust es seine Erbsubstanz, beim Coronavirus heißt sie RNA, in den Organismus ein, wo es die Zellen umprogrammiert. Dieser Baustein wird für die Diagnostik verwendet. Den Nachweis per Abstrich und PRC-Test bezeichnete Offner als die zuverlässigste Methode. Daneben gibt es auch Antikörper- und Antigentests. Beide haben die in sie gesetzten Hoffnungen allerdings nicht erfüllt. Erkrankte bilden nur wenige Antikörper und wenn, dann verschwinden sie wieder. Antigentests, die wie Schwangerschaftstests funktionieren und ein schnelles Ergebnis liefern, sind noch wenig zuverlässig. Ihre Erkennungsrate liegt derzeit bei 30 bis 65 Prozent. "Nicht viel", merkte Offner an.

Diversität statt Monokultur

Bei der Teststrategie wurde von Anfang an auf Diversität statt Monokultur gesetzt und ein eigenes PCR-Testsystem auf die Beine gestellt. Ebenso wurden Roboter angeschafft, um den Durchlauf an Tests zu erhöhen. Außerdem verfügt die Pathologie über ein Schnell-PCR-System, das Ergebnisse innerhalb von einer Stunde liefert. Allerdings kommt das System nur bei kritisch kranken Patienten zum Einsatz. Es fehlt an Testmaterial. Derzeit erhält die Abteilung 40 bis 50 Tests pro Woche. Reagenzien wurden auch einmal knapp, ebenso die personellen Kapazitäten. "Große Labors in Deutschland und der Schweiz konnten teilweise überhaupt nicht mehr testen", machte Felix Offner deutlich, dass "wir gut durch die Pandemie gekommen sind".

Inzwischen verfügt die Pathologie über genügend Personal. Weiters ist der Aufbau eines zusätzlichen Testlabors im Gange. Es geht auch um eine möglichst schnelle Auswertung der Tests. Mit einer Zeit von 19 Stunden liegt Vorarlberg bundesweit im Spitzenfeld.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Med Konkret
  • Dem Virus beherzt auf der Spur