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Dell-Aktionäre proben den Aufstand

Eine starke Aktionärsminderheit des PC-Herstellers Dell Inc hat bei der Hauptversammlung am 2. August in Dallas die Entlassung des Firmengründers und Großaktionärs Michael Dell aus der Unternehmensspitze gefordert.

Das geht aus Unterlagen hervor, die der texanische Konzern bei der Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. Danach wurden 377,8 Millionen oder 25,1 Prozent der insgesamt 1,5 Milliarden Aktien gegen Dells Wiederwahl als Vorstandschef und Verwaltungsratsvorsitzender abgegeben. Die Zeitung “The Wall Street Journal” berichtet über den Vorgang in ihrer Mittwochausgabe.

Das Abstimmungsergebnis gilt als deutliches Zeichen einer beträchtlichen Unzufriedenheit der Anteilseigner mit der Konzernführung. Michael Dells Management wird seit längerem vorgeworfen, es habe nicht frühzeitig genug erkannt, dass sich mit PCs und Notebooks kaum noch Geld verdienen lässt.

Der unmittelbare Anlass des Aktionärsaufstands scheint jedoch ein anderer zu sein. Anfang August forderten zwei Gewerkschaften Dells Aktionäre auf, Michael Dell wegen einer Klage der Börsenaufsicht SEC im Zusammenhang mit angeblichen Bilanzmanipulationen zu entlassen.

SEC-Angaben zufolge hatte Dell seine Bilanzen mit Geld und Vergünstigungen des Chip-Herstellers Intel verschönert. Im Gegenzug habe sich Dell verpflichtet, keine Systeme mit Prozessoren des Konkurrenten AMD auszuliefern. Die Zahlungen hatte Dell dem Börsenpublikum vorenthalten. Die abtrünnigen Anteilseigner sagen nun, die Intel-Gelder stellten den finanziellen Erfolg des Unternehmens von 2002 bis 2006 in Frage.

Ende Juli zahlte Dell der SEC in einem aussergerichtlichen Vergleich 100 Mio. Dollar (77,8 Mio. Euro) Strafe, ohne sich für schuldig bekennen zu müssen. Michael Dell wurde vom Aufsichtsrat einstimmig wiedergewählt.

Dell ist in den letzten Jahren wie kein anderes der großen amerikanischen IT-Unternehmen ins Hintertreffen geraten. Während die inzwischen zum Branchenführer aufgerückte Hewlett-Packard eine operativen Gewinnmarge von gut neun Prozent aufweisen kann, schafft Dell gerade mal vier Prozent. IBM hatte bereits Ende der neunziger Jahre sein PC-Geschäft an die chinesische Lenovo verkauft und investiert, wie Hewlett-Packard, kräftig in die gewinnträchtigen Service-und Software-Sparten.

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