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De Monstro

©Ulrich Gabriel

Jetzt wird wieder auf Teufel komm raus glühgeweint, geweihnachtelt, geschnapst, geschupfnudelt, gekekst und gekokst. Es wird dafür wieder mehr endgezeitet als früher. Tauet Himmel endlich den Gerechten. In bangen Nächten wartet der Volk, dem ein Gott die Verheißung gab, auf den Erlöser. Wie lange noch? Wolken regnet ihn endlich herab! Er wird zwar jedes Jahr am 24. geboren aber schon am Karfreitag ans Kreuz genagelt. Sollte dieser jährlich wiederkehrende Todeslauf nicht verändert werden, fragt Lisi. Wer holt uns über ans andere Ufer? Wo ist es? Sind wir die Heimat der Welt oder ist die Welt Heimat?

Da blinkt ein Messer im Hals, dort landet eine Kugel im Kopf. Kashoggi wird ungestraft verhäxelt. Hallo UNO? Hallo Welt? Hallo MenschenrechtlerInnen? Bunte Plastikröhrchen stecken in toten Fischen der Weltmeere. Political Goretextnässer entzünden Lichtermeere. Hm. Quicke Demonstrationen bieten Abwechslung für Gleichgesinnte. Hm. Lechts und Rinks macht sich wöchentlich auf den Weg. Demonstro: Ebensoviel Schneekanonen spucken täglich Millionen Kubikmeter Trinkwasser auf braune Wiesen. Mit Pumpbrunnen in Afrika lockt der Gutteufel zum Spenden (zur Gewissenerleichterung). Die Wirtschaft japst nach Erlösern in Form von maßgerecht produziertem Humankapital. In frisch herausbetonierten Hotelkästen gieren verschuldete Besitzer nach Allinklusiv-Schneehasen (frisch aus dem Kreuzfahrtschiff). Klimaretter konjugieren dazu den Klimawandel. Ich klimarette, du klimarettest, er sie es klimarettet … Nach der Ministrantenstunde will Lisi Gutes tun und UNO-Klimaberaterin werden. Oder Hungerdiplomatin?

Adventurus. Nahezu alle kehren jetzt bald nach Haus um zu gotten und zu christen. Ich glückselige, du glückseligst, wir glückseligen … Im Kirchenchor singt Schlechtmensch den Friedenskanon. Allerorten wird scheingegottet und -gechristet, besonders wo die Scheinheiligkeit regiert und säkulare Viren rasch und verlässlich abgetötet werden. Frohe Weinachtl. Die katholische Schule impft wieder. Vorsorglich. In diesem Kerzenwachsgewirks zwischen Sonntagsfrommis, humorlosen Altideologen, gierigen Anlegern, SUV-fahrenden Breitmäulern, selbstgerechten BenefizlerInnen, scheinheiligen Mini Dagobert Ducks, gewählten & abgewählten politischen Schlaftabletten zwischen 0 und 1 gibt es nur eine Hoffnung: Digitalisieren!

Astromech Droide R2-D2 kräht warnend: „Die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!“ Ich tu es.
Endlich Bildwechsel: Im Gefängnis von Rebibbia unterrichtet Edoardo Albinati seit über 20 Jahren Strafgefangene. Ich verschwinde in den 1293 Seiten seines Buches „Die katholische Schule“ (Piper). „Dieser Roman ist so komplex wie klug, so polemisch wie politisch, so bewegend wie bedeutend.“ Quod erat demonstrandum.

Ulrich Gabriel
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