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„Das Wir ist größer als das Ich“

Pamela Rendi-Wagner ist nach 130 Jahren die erste Frau an der Spitze der SPÖ.

Die Ärztin aus Wien ist Quereinsteigerin in der Politik. Ihr wird zugetraut, die politische Landschaft in Österreich ordentlich aufzumischen. Pamela Rendi-Wagner wurde 2011 Sektionschefin im Gesundheitsministerium, ist seit März 2017 Mitglied der SPÖ und wurde nur einen Tag später von Christian Kern zur Bundesministerin für Gesundheit und Frauen ernannt. Sie bringt jahrelange Erfahrung aus der medizinischen Forschung mit und konnte schon früh erste Erfolge in der Gesundheitspolitik verzeichnen. Rendi-Wagner ist verheiratet, hat zwei Töchter und spricht die Menschen in der Mitte der Gesellschaft an. Sie wirkt apart, hat Charme und geht offen auf die Menschen zu.

Geprägt durch ihren Ursprung

Ärztin, verheiratet mit einem österreichischen Botschafter, so wurde Pamela Rendi-Wagner schnell in eine Schublade gesteckt und mit dem Vorwurf konfrontiert, sie wisse nicht, wie es Menschen gehe, die sehr wenig zum Leben haben. Doch diese Kritik kam zu früh. „Ich bin das Kind einer damals sehr jungen, alleinerziehenden Mutter, aufgewachsen in einer Siedlung in Wien-Favoriten. Das ist mein Ursprung, der hat mich geprägt. Und aus dieser Zeit habe ich eine Erkenntnis mitgenommen: Ich will keine Gesellschaft, die akzeptiert, dass Geburt, Herkunft, Geschlecht oder Hautfarbe entscheiden, wie groß oder klein die Chancen im Leben sind“, erzählt die heute 47-Jährige.

Bereits im Alter von einem Jahr ging sie in den Kindergarten und absolvierte mit viel Fleiß eine vorbildliche Schulkarriere: „Ja, ich war eine kleine Streberin. Aber ich wäre heute nicht da, wo ich bin, hätte es die sozialdemokratischen Errungenschaften der letzten Jahre nicht gegeben. Der soziale Wohnbau hat es meiner Mutter möglich gemacht, mit einem kleinen Einkommen mit mir gut zu leben. Und der freie Zugang zum Bildungssystem bis hin zur Universität hat mir den Aufstieg durch Bildung erst ermöglicht.“ Genau wie die ÖVP vor der Übernahme von Sebastian Kurz, steht die SPÖ heute an einem Punkt, an dem sich die politische Zukunft der Partei entscheiden wird. Populistische Parteien gewinnen in ganz Europa immer mehr Wähler und die alteingesessenen Parteien müssen sich neu erfinden, um weiter bestehen zu können. „Wir müssen rasch weg von der Personaldiskussion, denn dafür haben uns die Leute nicht gewählt. Entscheidend ist die inhaltliche Arbeit. Der faire Leistungsbegriff ist dabei eine zentrale Frage. Die, die leistungsfähig sind, sollen die Möglichkeit haben, mit ihrer Arbeit aufzusteigen. Das gilt generell. Vor allem aber für die Frauen“, so Rendi-Wagner. Auch von Ex-Bundeskanzler Christian Kern distanziert sich die Powerfrau mit wenigen Worten relativ klar: „Ich bin Ärztin, nicht Manager.“

Konkurrenz für Kurz und Strache

Rendi-Wagners Fokus auf den „fairen Leistungsbegriff“ hat die ÖVP wohl etwas überrascht. Denn der Begriff zielt klar auf die Wähler der Konservativen ab. In der Frage der Integration zeigt sich Rendi-Wagner sehr nahe bei den Menschen: „Wir müssen die Ängste und Sorgen der Menschen ernst nehmen und nicht negativ bewerten. Ich will eine Politik machen, die bei den Wünschen und Bedürfnissen ansetzt, und nicht, wie es die Bundesregierung tut, bei den Ängsten bleibt.“

Auch in puncto Kompetenz in klassischen SPÖ-Themen wie Gesundheit, Soziales und Bildung, sieht Politikwissenschaftler Peter Filzmaier Pamela Rendi-Wagner klar im Vorteil: „Da ist sie im Wettbewerbsvorteil zu Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache.“ Während die neue SPÖ-Chefin, die zum Thema „Prävention durch Impfungen“ habilitiert hat, über nationale und internationale (Tel Aviv University) Erfahrung als Ärztin und Wissenschaftlerin verfügt, sind der Kanzler und ÖVP-Chef sowie der Vizekanzler und FPÖ-Obmann Vertreter klassischer Parteikarrieren ohne große berufliche Expertise abseits dessen, so die Beurteilung der Politikwissenschaftler. Man darf gespannt sein.

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