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Das Wetter vor 15.000 Jahren

Wetterkapriolen gab's schon vor 15.000 Jahren.
Wetterkapriolen gab's schon vor 15.000 Jahren. ©Bilderbox
Da können wir ja beruhigt sein: Schon vor 15.000 Jahren gab's keinen "richtigen" Sommer. Einer Studie zufolge schwankte die durchschnittliche Sommertemperatur des Kärntner Längsees vor 19.000 bis 13.000 Jahren um acht Grad.

Schon Rudi Carell stellte in seinem Schlager die bange Frage: “Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?” Das war 1975, aber auch wer sich heutzutage über das “verrückte” Wetter beklagt, kann beruhigt sein: Vor 19.000 bis 13.000 Jahren gab es auch schon keinen “richtigen” Sommer, die durchschnittliche Sommertemperatur schwankte in diesem Zeitraum um fast acht Grad Celsius. Das haben Wissenschafter des Instituts für Limnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit Hilfe von Überresten von Algen und Pollen in den Ablagerungen des Längsees in Kärnten herausgefunden.

Kälteeinbruch vor 17.000 Jahren

Bei ihren Analysen stellten die Forscher mehrere große Temperaturschwankungen fest: Nach dem Ende der letzten Eiszeit (“Würm”) vor etwa 20.000 Jahren kam eine erste Klimaerwärmung. Der folgte vor etwa 17.000 Jahren ein drastischer Kälteeinbruch, der fast 2.500 Jahre andauerte. Erst vor rund 14.500 Jahren begannen die Temperaturen wieder zu steigen. “Die durchschnittliche sommerliche Wassertemperatur und damit in ähnlichem Ausmaß auch die Lufttemperatur war in dieser Zeit extrem wechselhaft und schwankte zwischen gut zehn Grad Celsius in den Kälteperioden und 18 Grad in den Warmphasen”, erklärte Kerstin Huber vom Institut für Limnologie in einer Aussendung. Heute liegt die durchschnittliche Sommertemperatur des Längsees bei etwa 21 Grad.

Algen speichern Klimainformationen

Algen und Pollen lagern sich zusammen mit anderen Stoffen täglich auf dem Grund von Seen ab. Dieses Sediment speichert Informationen über das Klima, ähnlich den Jahresringen eines Baumes. Denn Algen im Wasser und viele Landpflanzen in der Umgebung eines Sees bevorzugen ein bestimmtes Klima. So zeigen etwa Pollen von vielen Sträuchern, Kräutern und Gräsern oder Kieselalgen der Gattung “Staurosira” ein kühles Klima an, während Pollen vieler Bäume oder Kieselalgen der Gattung “Cyclotella” auf ein wärmeres Klima hindeuten.

Die Knochen eines Eisbären

Die Forscher entnahmen für ihre Untersuchungen einen Bohrkern des Sediments aus einer Bodentiefe zwischen 3,4 und 4,4 Metern, das entspricht einem Alter von 19.000 bis 13.000 Jahren. Dann bestimmten und zählten sie die Überreste der Algen und Pollen in den Schichten des Sediments. Aus den Ergebnissen konnten sie Rückschlüsse auf das Klima ziehen. “Das Prinzip ist einfach: Wenn man in einer tiefer liegenden, also älteren Schicht, die Knochen eines Eisbären finden würde, wäre das ein Zeichen für Kälte. Und lägen in einer weiter oben liegenden und damit jüngeren Sedimentschicht, die Gebeine eines Kamels, dann würde man von warmem Klima ausgehen”, so Huber.

Erster Platz

Kerstin Huber erreichte bei dem vom Verein “dialog-gentechnik” in Kooperation mit APA-OTS organisierten Wettbewerb “WissenschafterInnen schreiben Presseaussendungen 2009” mit einem über ihr Projekt verfassten Pressetext den ersten Platz. Mit dem Wettbewerb sollen junge Biowissenschafter motiviert werden, ihre Forschungsarbeiten vorzustellen.

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