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"Das Leben ist eine Spielwiese"

Heike Eder, die Kämpferin. Vom Rollstuhl hält sie sich mit eisernem Training und viel Disziplin fern.
Heike Eder, die Kämpferin. Vom Rollstuhl hält sie sich mit eisernem Training und viel Disziplin fern. ©VN/Stiplovsek
Schicksalsschlag, privates Glück, Erfolg in Beruf und Sport, und jetzt auch Politik: das erfüllte Leben der Heike Eder.

(VN/Klaus Hämmerle)

Ihr gehörten damals, an den Tagen nach dem 28. November 2006, alle Sympathien, alles Hoffen und Bangen zahlreicher Vorarlberger. Doch die damals 18-jährige Batschunser Skirennfahrerin Heike Türtscher hatte nach einem furchtbaren Trainingssturz in Obergurgl kein Glück. Schon bald nach ihrer Einlieferung in die Spezialklinik Murnau war klar: Der Teenager würde für immer querschnittsgelähmt bleiben. Als die VN Heike Türtscher an einem Februartag des neuen Jahres in Murnau besuchten, trafen wir ein strahlend lächelndes Mädchen an. Keine Spur von Verzweiflung und Verzagen. Ein junger Mensch, der positiv in seine Zukunft blickte.

Viele gute Jahre

Das strahlende Lächeln ist Heike, die seit einem Jahr als verheiratete Frau im Nachnamen Eder heißt, geblieben, und aus dem an Krankenbett und Rollstuhl gefesselten Mädchen, ist eine starke Frau geworden. Eine Frau, die alles erreichte, was sie sich vorgenommen hat.

„Hinter mir liegt gerade ein sehr gutes Jahr. Ich habe geheiratet, verfolge mit meinem Mann Hausbaupläne und holte bei den Paralympics im Vorjahr eine Bronzemedaille im Slalom“, strahlt Heike Eder mit den ins Zimmer einfallenden Sonnenstrahlen um die Wette.

Gute Jahre hatte die Batschunserin bereits zuvor. Kaum war sie aus der Unfallklinik weg, studierte sie Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck, machte den Bachelor. Den Master für Personal Management holte sie berufsbegleitend nach. Seit fünf Jahren arbeitet Heike Eder im Personalbüro der Arbeiterkammer in Feldkirch. Dort hat sie es bis zur Leiterin gebracht.

Trial and error

„Ich sehe das Leben als Spielwiese, das dir viel bietet. Trial and error ist meine Devise. Nütze dieses Leben, denn Dinge können sich schnell verändern. Das habe ich erlebt.“ Heike ist zu einer Meisterin im Reflektieren und Analysieren geworden. Das braucht sie nicht nur für sich, sondern auch beruflich. Wenn ihr, der Personalleiterin, Menschen gegenübersitzen, die klagen, begehren, fordern oder bitten. „Natürlich hat mich der folgenschwere Unfall verändert. Ich bin dadurch sicher ehrgeiziger und ambitionierter geworden. Ich klage nicht mehr so schnell und wundere mich wiederholt darüber, wie viele Menschen über Kleinigkeiten jammern“, sagt die erfolgreiche Versehrtensportlerin und Managerin.

Jetzt in die Politik

„Wäre mir dieser Unfall nicht passiert, wäre ich wohl Physiotherapeutin geworden. Ich hätte mich gewiss nicht in ein Studium hineingekniet“, beschreibt Eder die Folgen ihres Schicksalsschlags, dem sie mit ihrem Mut und ihrem Optimismus schon längst die Zähne gezogen hat. Mit viel Training hat sie es geschafft, aus dem Rollstuhl zu kommen. Heike bewegt sich schon lange auf Krücken. „Klar hatte ich auch das Glück, dass der Grad meiner Verletzung eine solche Entwicklung zuließ.“

Entwickelt hat sich vor allem die Persönlichkeit der starken jungen Frau mit dem unbeugsamen Willen. Seit Kurzem ist die beruflich und sportlich erfolgreiche Batschunserin als Bundesratersatzmitglied für Martina Ess auch in den politischen Ring gestiegen. Ihre Motivation dafür? „Ich liebe Vorarlberg und möchte meiner Heimat in dieser Form etwas zurückgeben.“

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