Es waren rund 40 Sekunden, die sein Leben verändert haben. Rennfahrerkollegen ziehen Niki Lauda am 1. August 1976 aus seinem lichterloh brennenden Formel-1-Wagen auf dem Nürburgring:
Dass Lauda dem Flammeninferno in der “Grünen Holle” lebend entkommt, gleicht einem Wunder. Dass er nur sieben Wochen später wieder in seinen Ferrari steigt und am Ende im Duell mit James Hunt nur um einen Punkt die WM-Titelverteidigung verpasst, würde sich kaum ein Drehbuchautor ausdenken – viel zu unrealistisch.
Lauda kämpft vier Tage um sein Leben
“Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist”, erklärte Lauda einmal. Vom Zuhausesitzen konnte allerdings kaum die Rede sein. Nach dem Unfall in der zweiten Runde des Großen Preises von Deutschland wurde Lauda mit schweren Brandwunden am Kopf und Lungenverätzungen in eine Spezialklinik in Ludwigshafen gebracht. Vier Tage lang kämpften er und die Ärzte um sein Leben. Und Lauda gewann.
Mit Ferrari gegen Felswand geprallt
Auf dem abtrocknenden Eifel-Kurs war er in seinem Ferrari von der Strecke abgekommen und gegen eine Felswand geprallt. Der Wagen wurde über die Fahrbahn geschleudert und ging in Flammen auf. Zwei Rivalen krachten auch noch in das Wrack.
Seine Konkurrenten retten ihn aus dem brennenden Wrack. “Ich weiß noch, dass ich aus der Box gefahren bin. Dann hört die Erinnerung auf”, sagte Lauda. Sie setze erst wieder auf dem Weg “in irgendein Krankenhaus” ein.
Knapp zwei Monate später wieder am Steuer
Es dauerte aber nicht mal zwei Monate, bis Lauda schon wieder selbst am Steuer saß. Die Narben der Verbrennungen noch immer frisch. Heute wäre das undenkbar – nach schwereren Unfällen müssen Formel-1-Piloten vor dem darauffolgenden Rennen einen Medizincheck bestehen. Lauda kam zurück und gewann ein Jahr später erneut den WM-Titel.
Nach dem Wechsel von Ferrari zu Brabham fuhr Lauda noch zwei Jahre. Dann setzte er ebenso lange aus, kehrte zurück und wurde 1984 im McLaren zum dritten Mal Weltmeister. 1985 beendete der Österreicher nach 25 Siegen in 170 Grand Prix seine Karriere.
Lauda-Air-Absturz fordert 223 Tote
Lauda verschwand aber nicht in der Bedeutungslosigkeit. Noch während seiner Formel-1-Zeit hatte er seine eigene Fluglinie mit 30 Jahren gegründet. Dass 1991 eine Maschine der Lauda Air über Thailand abstürzte und alle 223 Insassen in den Tod riss, ist für Lauda das schlimmste Ereignis in seiner bewegten Vita.
Flammeninferno als “Barbecue”
Fast klaglos nimmt der mittlerweile 64-Jährige das eigene Schicksal hin. Zwei Lebertransplantationen hat Lauda hinter sich. Von seinem Unfall ist er im Gesicht schwer gezeichnet. Die Bilder von dem Feuercrash verarbeitet der für seine klaren Ansagen auch als TV-Experte für RTL und seit dieser Saison als Aufsichtsratschef des deutschen MercedesAMG-Rennstalls bekannte Lauda dagegen auf seine Weise. Lauda bezeichnete das Inferno auch schon als “Barbecue”. (dpa/ red)
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