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Das frühe Erkennen ist wichtig!

Primar Dr. Karl Lhotta vom LKH Feldkirch begann den Vortrag im Cubus mit der Schilderung eines Lebens mit der Dialyse.
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Von der mehrmaligen, oft Stunden dauernden Behandlung pro Woche über Diäteinschränkungen, zahlreiche Medikamente, eingeschränkte Leistungsfähigkeit bis zu Durchblutungsstörungen und anderen Beschwerden. “Ein Leben mit der Dialyse funktioniert, aber es ist kein Honigschlecken”, stellte der Primar klar. Dr. Lhotta erklärte Lage und Funktionsweise der Niere – und betonte: „Etwa zehn Prozent der Bevölkerung leiden an einer Nierenerkrankung. Und diese sind nicht harmlos!“ Beim Fortschreiten droht eine Dialyse, außerdem haben die Patienten ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die gute Nachricht: Nierenerkrankungen sind behandelbar, allerdings müssen sie rechtzeitig entdeckt werden.

Einfache und billige Tests

Die wichtigsten Ursachen sind etwa Diabetes, hoher Blutdruck oder die Atherosklerose. Die Früherkennung von Nierenerkrankungen ist durch relativ einfache – und vor allem billige – Tests möglich. Erste Kandidaten sind Diabetes- oder Blutdruck-Patienten, Menschen mit Gefäß­erkrankungen oder starkem Übergewicht, einem Alter über 65 oder familiären Belastungen. Dann erklärte der Primar, welche Maßnahmen gesetzt werden, wenn eine Erkrankung festgestellt wird: Etwa eine Blutdrucksenkung, die Einschränkung von Kochsalz und Eiweißzufuhr – und natürlich das Einstellen des Rauchens! Zur Blutreinigung gibt es zwei Verfahren: Die Hämo- und die Bauchfell-Dialyse.

Spender und Empfänger

Dr. Claudia Bösmüller von der Uniklinik Innsbruck widmete sich im zweiten Teil der Nierentransplantation. Dazu gehört zum einen die rechtliche Abklärung sowie die gesundheitlichen Voraussetzungen bei Spender und Empfänger. Dazu sind einige Voruntersuchungen notwendig. Die Expertin erklärte auch, wie die Operation, die in etwa zwei Stunden in Vollnarkose ausgeführt wird, funktioniert. Nach dem Eingriff ist meist ein zweiwöchiger Klinikaufenthalt notwendig, dann folgt eine ambulante Weiterbetreuung des Patienten.

Wichtig ist die Verhinderung einer Abwehrreaktion der Körpers gegen das neue Organ – dies geschieht durch die medikamentöse Unterdrückung von Abwehrzellen (Lymphozyten). Diese Medikamente werden individuell angepasst und müssen regelmäßig und langjährig eingenommen werden. Auch ständige Kontrollen mit Laboruntersuchungen und Ultraschall sind wichtig. In den Monaten danach ist zwar Schonung empfohlen, man soll aber durchaus wieder in den normalen Tagesablauf mit Arbeit, Sport und anderen Tätigkeiten einsteigen. Die Langzeit-Haltbarkeit der Implantate ist sehr gut (nach einem Jahr funktionieren über 90 Prozent gut, nach zehn Jahren immer noch 70). Akute Abstoßungen sind meist rasch erkennbar und erfolgreich zu behandeln – im Langzeitverlauf kommt es in etwa 30 Prozent der Fälle zu einem Transplantat-Verlust, meist durch eine „chronische Abstoßung“. Eine neue (auch mehrfache) Transplantation ist durchaus möglich, wenn die medizinischen Voraussetzungen passen – auch ein Alterslimit gibt es nicht. Dr. Bösmüller: „Man interessiert sich dabei mehr für die biologische Rüstigkeit!“

Wer ist Organspender?

Der Innsbrucker Univ.-Prof. Dr. Stefan Schneeberger erklärte als Transplantations-Chirurg, wie der Ablauf der Operation konkret funkti­oniert. Er widmete sich zuerst dem Thema „Hirntod“, das bei Organspenden ganz wichtig ist. Die Vermittlung der Organe erfolgt über die Organisation Eurotransplant, die international den am besten passenden Empfänger für die Spenderniere sucht.

Die Zeit zwischen Entnahme und Operation ist begrenzt, deshalb ist Eile geboten. Während die Niere transportiert wird, muss der Empfänger im Krankenhaus bereits vorbereitet werden. Der limitierende Faktor ist die Anzahl der Organe, derzeit sind Wartezeiten von zwei Jahren normal. Dr. Schneeberger erklärte die Auswahlkriterien für die Kombination Spender-Empfänger – in Österreich kommt aufgrund der Gesetzgebung jeder als Spender in Frage, außer man lässt sich im Widerspruchsregister eintragen. Am Ende erklärte der Spezialist noch in Kürze, wie die Transplantation anderer Organe (Leber, Magen, Dünndarm etc.) bis hin zu Händen und Gesichtern etc. funktioniert.

Fragen aus dem Publikum

Werden die Blut- und Harnwerte bei Vorsorgeuntersuchungen standardmäßig überprüft oder muss man das verlangen?
Dr. Lhotta: Leider nein, das wird nicht gemacht. Wir sind dabei, ein Pilotprojekt zu starten, um den Verantwortlichen zu zeigen, wie gut diese Tests sind. Vor allem bei Risikogruppen sollte man sie auch bei Routineuntersuchungen machen.

Was ist eine erweiterte Niere?
Dr. Lhotta: Die entsteht dann, wenn der Harnabfluss aus dem Nierenbecken – etwa durch einen Stein oder ein anderes Leiden – nicht mehr möglich ist. Das ist aber eigentlich ein Urologen-Problem.

Gibt es in absehbarer Zeit die Möglichkeit einer künstlichen Niere?
Dr. Lhotta: Es gibt Tendenzen und Entwicklungen – in einigen Jahren wird es das möglicherweise geben.

Meine Tochter ist 15 – wir haben vor Kurzem erfahren, dass sie nur eine Niere hat. Nützt sich die jetzt einfach schneller ab, oder funktioniert das ganz gut ein Leben lang?
Dr. Lhotta: In der Regel funkti­oniert das relativ gut. Man sollte nur regelmäßig diese Tests machen, die ich beschrieben habe – dann ist das eine harmlose Geschichte. Es könnte natürlich einmal zu einer Schädigung kommen, da die eine Niere mehr arbeiten muss, das sollte man dann schnell feststellen.

Wenn bei einer Vollblutanalyse ein sehr erhöhter Magnesiumwert festgestellt wird – kann das auf eine Nierenerkrankung hindeuten?
Dr. Lhotta: Das ist etwas sehr ungewöhnliches und kann ein Hinweis auf eine Nierenerkrankung sein. Gefährlich ist eine Erhöhung des Mag­nesiumspiegels eigentlich nicht.

Welche Gefahren bestehen, wenn man zu wenig trinkt?
Dr. Lhotta: Da kann man einen Nierenstein bekommen – der Niere ist das aber eigentlich völlig egal. Wir empfehlen nur, zu trinken, wenn man Durst hat. Die Giftstoffe kann man in einem halben, aber auch in zehn Litern Harn ausscheiden. Wenn sie eine Nierenschädigung haben, sollten sie eher nicht zu viel trinken, da dies das Fortschreiten der Erkrankung sogar begünstigen könnte.

Gibt es eine Nebenniere?
Dr. Lhotta: Jeder Mensch hat zwei Nebennieren – die sitzen auf der Niere obendrauf, haben mit der aber eigentlich nichts zu tun, sondern es sind hormonproduzierende Drüsen.

Was gibt es für Möglichkeiten, wenn man Zysten in der Niere hat?
Dr. Lhotta: Ein oder zwei Zysten gehören zum guten Ton, das ist normal und hat fast jeder. Wenn es mehrere sind, handelt es sich um eine Erb­erkrankung – man sollte das schon öfter kontrollieren lassen.

Sind Antibiotika schädlich für die Niere?
Dr. Lhotta: Das, was man so landläufig für eine Bronchitis nimmt, ist in der Regel nicht schädlich. Es kann einmal sein, dass solche Medikamente in der Niere eine allergische Reaktion auslösen und so ein akutes Nierenversagen verursachen. Wichtig ist, dass man solche Medikamente bei einer Nierenerkrankung auch in der Dosis anpassen muss bzw. manche gar nicht nehmen darf, etwa einige Schmerzmittel. Das sollte man beim Arzt auch deponieren.

Schadet eine Blutdrucktablette, die Wasser ausscheidet, der Niere?
Dr. Lhotta: Nein, das ist völlig ungefährlich für die Niere, da braucht man sich keine Sorgen zu machen. Schlimmer ist es, wenn man den hohen Blutdruck nicht behandelt.

Meine Tochter ist vier Jahre alt und hat eine Schrumpfniere, die zweite funktioniert normal. Kann erstere auch Schaden anrichten?
Dr. Lhotta: Wenn sie keine Infektionen macht und der Blutdruck normal ist, gibt es keinen Grund, eine Schrumpfniere zu entfernen.

 

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