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Das Eintauchen in die dunkle Seite

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Rebekka Moser hat in den zwei Jahren Corona-Pandemie einen Thriller geschrieben.

Was hatten Rebekka Moser und Jack Unterweger gemeinsam? Eh klar, die Liebe zur Literatur und zum Schreiben! Aber teilt die 53-jährige Bregenzerin das nicht mit vielen Menschen?

Mit dem Serienmörder als Häfnpoet verbindet die Vorarlberger Journalistin und Autorin etwas ganz anderes: Sie lebte mit ihm etagengleich in derselben Wiener Wohnhausanlage. Einziger Unterschied: Moser nahm Stiege Nummer 1, er Stiege Nummer 2.

Bregenz-Thriller

Lange Zeit wusste die damalige Deutsch- und Geschichte-Studierende nichts von ihrem zwielichtigen Nachbarn. Bis eines Abends das Telefon klingelte, mit der aufgeregten Stimme ihrer Mutter am anderen Ende der Leitung. „Ab dem Zeitpunkt, als ich wusste, mit wem ich im selben Haus wohne, war das schon ein ziemlich komisches Gefühl“, verrät Moser.

An ihrer Liebe zu Krimis und Thrillern ändere diese Tatsache nämlich nichts. Ganz im Gegenteil. Sie liebäugelte immer mehr mit dem Gedanken, eines Tages selbst einen zu schreiben und nutzte die Corona-Pandemie und die Zeit der Lockdowns zum Schreiben. Demnächst hält sie den druckfrischen Bregenz-Thriller mit dem Titel „Unten“ in Händen, in dem ein gewisser Herr Blum die Kleinstadt am Bodensee in Angst und Schrecken versetzt.

Dabei steht weniger im Vordergrund, welche Raffinesse es braucht, um einen Täter zu überführen. Vielmehr thematisiert Moser die dunkle Seite, blickt tief in die Seele des Mörders und bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Träumen und tatsächlichen Gewalttaten.

Journalistin und Mutter

Ihre Erfahrungen, die sie als Journalistin gemacht hat, spielen ebenso mit wie Interviews, die sie führte und die sie berührt haben. „Einmal sprach ich mit einer Mutter, deren geliebtes Kind zum Mörder wurde“, erzählt die Unterländerin, die eine Tochter und einen Sohn großzog. Auch Klaus Eberhartinger, der Frontman der österreichischen Band Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) - sein Poster hing einst über ihrem Bett - setzte ihr Gedankenkarussell in Bewegung und machte sie nachdenklich.

Um neben all diesen Begegnungen, Gesprächen, Gedanken und in der Geschwindigkeit der Medienwelt einen klaren Kopf zu bekommen, tritt Moser in die Pedale. „Einmal im Jahr unternehme ich eine Radreise“, sagt die sportliche Autorin, die heuer drei Wochen lang von Paris durch die Normandie bis nach London geradelt ist. „Wenn der Fahrtwind durch meine Haare weht, die Natur im Vorbeifahren zu prächtigen Farben verschmilzt, macht die gleichmäßige Bewegung den Kopf frei und vermittelt ein Gefühl von Freiheit.“ Oder sie setzt sich an die Staffelei und malt.

Seit der Flüchtlingskrise 2015 engagiert sie sich ehrenamtlich in einem Caritas Lerncafe. „Das macht mir viel Spaß, ist aber auch herausfordernd“, sagt Moser, die auch immer wieder in der Freizeit mit den jungen Menschen etwas unternimmt. Ins Kino gehen zum Beispiel, was auch für die Flüchtlinge ein kleines Stück Auszeit von ihren Problemen bedeutet. Kein Wunder also, dass einige zur ersten Lesung von Rebekka Moser in den Kuppelsaal der Landesbibliothek kamen, um ihrer „Lehrerin“ zu gratulieren. Zwar erscheint der Bregenz-Thriller erst im Oktober, aber der erste Eindruck sorgte bereits für lange Bestelllisten und bestätigt damit den ersten Erfolg. Nur schade, dass ihr großes Vorbild nicht dabei sein konnte. „Mein Oma Herta ist schon 94 Jahre alt“, sagt sie und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Sie hat Hitler und zwei Männer überlebt, sie ist einfach die Beste!“

Moser über die (Un)gleichbehanldung von Frauen

Die ganze Sendung zum Nachsehen:

(VN/VOL.AT)

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