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Das billigste Auto der Welt kommt aus Indien

Der indische Autobauer Tata Motors tritt an, um die Branche mit dem billigsten Auto der Welt aufzumischen. Der unter dem Namen "People's Car" angekündigte Einfachwagen soll am Donnerstag in Neu Delhi gezeigt werden und lediglich 2.500 Dollar (1.700 Euro) kosten.

Experten gehen davon aus, dass der kleine und sparsame Viersitzer nicht nur auf dem rasch wachsenden indischen Markt einschlagen wird, sondern weltweit in vielen Schwellenländern Käufer findet. Damit träte Tata, der aussichtsreich auch um die Luxusmarken Jaguar und Land Rover des angeschlagenen US-Autobauers Ford bietet, in Konkurrenz zu etablierten Autogiganten der Welt.

Anfänglich will Tata rund 250.000 Stück von dem Fahrzeug vom Band rollen lassen. Mittelfristig erwartet der Konzern eine jährliche Nachfrage von rund einer Million. Im September soll das neue Fahrzeug in den Verkaufsräumen der Händler stehen.

Angesichts des hohen Ölpreises, der in der vergangenen Woche über die Rekordmarke von 100 Dollar geklettert war, kommt die Markteinführung zur rechten Zeit. Das Auto hat einen herkömmlichen Verbrennungsmotor mit 30 PS, der wie beim legendären Käfer von VW im Heck platziert ist. Durch den Einsatz von Kunststoffen ist das Auto leicht und verbraucht weniger als vier Liter Benzin auf 100 Kilometern. Der CO2-Ausstoß soll bei 97 Gramm pro Kilometer liegen. “Also – auch der Klimaschutz spricht nicht gegen das Billigauto”, schreibt Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer in einer Studie über den “indischen Volkswagen”.

Das gewohnte Straßenbild in Asien mit Tausenden Fahrrädern und Mopeds könnte sich damit in absehbarer Zeit ändern. Branchenexperten sagen Billigautos ein atemberaubendes Wachstum voraus. Bereits 2015 sollen 30 Prozent aller Neuwagen in den Schwellenländern Einfachstautos sein, erwartet der Gelsenkirchener Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. Spätestens dann sollen weltweit jährlich mindestens zehn Millionen Billigwagen in der Preisklasse unter 10.000 Dollar verkauft werden. Neun Millionen und damit der weitaus größte Teil soll in Wachstumsländern wie Brasilien, Russland, Indien und China losgeschlagen werden. Lediglich eine Million entfiele auf herkömmliche Automobilmärkte.

Der französische Autobauer Renault hat mit dem aus Rumänien stammenden Logan schon vorgemacht, wie ein Auto ohne hochmoderne Ausstattung weltweit reißenden Absatz finden kann. Der seit 2004 in Osteuropa für 5.000 Euro angebotene Wagen wird mittlerweile in Indien, Iran, Marokko, Russland, Brasilien und Kolumbien montiert. Spätestens 2010 will Renault jährlich eine Million Logan verkaufen.

Dudenhöffer rechnet damit, dass sich das Kräfteverhältnis in der Branche durch die Billigmobile verschieben wird. “Ich gehe davon aus, dass Tata eine Revolution einleitet.” 90 Prozent des weltweiten Wachstums werde bis zum Jahr 2020 aus Schwellenländern kommen. Die traditionellen Automobilmärkte in Nordamerika, Europa und Japan stagnieren dagegen.

Drei Tage vor der wichtigsten US-Automesse in Detroit ist Tata die weltweite Aufmerksamkeit für die Präsentation des “People’s Car” sicher. Denn während die etablierten Autobauer noch nach Konzepten suchen, um der Stagnation zu entkommen, scheint Tata einen Schlüssel in der Hand zu haben. In Detroit stellen die Autobauer neue Antriebstechniken und Modelle vor, um dem Klimaschutz gerecht zu werden. Die Wagen sind allerdings oft so teuer, dass sie sich die Masse der Menschen in den aufstrebenden Ländern nicht leisten kann.

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