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Dankbarkeit kam vor Stolz

©Uni Innsbruck
Karin Peter promovierte gestern „sub auspiciis“. Ein großer Tag für eine bescheidene Dame.

Aus dem „Kriasi-Mekka“ Fraxern kommt sie, doch gestern erntete die 33-jährige Karin Peter Früchte der noch distinguierteren Art. An der Leopold Franzens Universität Innsbruck erhielt Peter die höchsten Weihen, die als Anerkennung für studentische Leistungen möglich sind – sie promovierte „sub auspiciis praesidentis rei publicae“ und erhielt ihr Dekret zum Doktor der Theologie aus den Händen von Bundespräsident Heinz Fischer. Sie war neben dem Bregenzer Martin Gächter (Wirtschaftswissenschaften) und dem Schrunser Julian King (Technische Mathematik) die dritte Person aus Vorarlberg, der diese Auszeichnung gestern widerfuhr.

Nicht bewusst

„Ich hab das anfangs gar nicht wahrgenommen, den „sub auspiciis“-Abschluss. Es war mir ehrlich gesagt auch nicht so wichtig. Erst als ich dann aus der Präsidentschaftskanzlei ein Schreiben über die bevorstehende Promotionsfeier mit dem Bundespräsidenten erhielt, wurde mir das bewusst. Aber es kam dann eigentlich weniger ein Gefühl von Stolz hoch, als mehr eines von Dankbarkeit. Ich hatte es im Verlauf meiner Bildungslaufbahn ja immer mit sehr wohlwollenden Menschen zu tun“, sagt Peter. Der Relativierung ihrer großen Leistung aber noch nicht genug, fügt sie an: „Mein Fach ist sicher auch leichter als viele andere.“ In ihrer Doktorarbeit tritt die Fraxnerin dem gesellschaftlich verbreiteten Vorwurf entgegen, heilige Schriften gerade monotheistischer Religionen würden Gewalt legitimieren und schüren. Als Wiffzack, meint die bescheidene Pädagogin, sei sie nicht auf die Welt gekommen. „In der Volksschule hatte ich ursprünglich sprachliche Probleme. Ich verwechselte zum Beispiel die längste Zeit das harte ‚p‘ mit dem weichen ‚b‘. Erst als ich – durch einen Fußbruch gezwungen – längere Zeit zu Hause mit intensivem Lesen verbrachte, wurde das besser.“ Bald schon zog es das junge Fräulein in die dörfliche Pfarre, wo Karin Peter verschiedene Tätigkeiten ausübte. Es folgten Matura und das pädagogische Studium zur Volksschullehrerin an der Pädagogischen Akademie in Feldkirch. Danach ging’s ab in die Welt der Wissenschaft nach Innsbruck: Studium der Religionspädagogik und Katholischen Fachtheologie, Doktoratsstudium. Daneben Pastoraljahr und Unterricht an einer Hauptschule. Derzeit ist Karin Peter Religionspädagogin an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule „Edith Stein“ in Stams und gleichzeitig Projektmitarbeiterin am Institut für Systematische Theologie.

Frau und Kirche

Einmal war Karin Peter ganz nahe dran, sich einem Orden anzuschließen – dem „Werk der frohen Botschaft“ in Batschuns. „Ich war dort Novizin, habe letztlich aber doch einen anderen Weg eingeschlagen“, sagt die 33-Jährige. Mit den Schwestern von Batschuns ist sie jedoch immer noch in freundschaftlichem Kontakt. Im Zusammenhang mit dem Weltfrauentag machte sich Karin Peter natürlich auch so ihre Gedanken über die Stellung der Frau in der katholischen Kirche. „Ich kann ehrlich nicht nachvollziehen, warum Frauen in der Kirche nicht das dürfen sollen, was Männer dürfen“, ist ihr einfaches wie klares Resümee. In ihrer derzeitigen Welt fühlt sie sich dennoch geborgen und zufrieden. „Das Einzige, was mir fehlt, ist die Möglichkeit, öfters Vorarlberger Dialekt zu sprechen.“ Auch deshalb schließt sie nie aus, eines Tages vielleicht wieder ganz ins Ländle zurückzukehren.

ZUR PERSON

Karin Peter Geboren: 23. April 1977 Wohnort: Innsbruck Beruf: Religionspädagogin Familienstand: ledig Hobbys: Lesen, Kino Lieblingsspeise: Lasagne

(VN)

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