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"Da bin I jetzt supernackt": Grasser-Protokolle als Vorlesung

Lautes Gelächter und Standing Ovations gab es am Montagabend im Wiener Audimax für die "drei Gastprofessoren" Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer, die die Grasser-Abhörprotokolle zur etwas anderen Vorlesung gestalteten.
Grasser-Protokolle im Audimax

Pünktlich um 19 Uhr endete die vorherige Vorlesung im Wiener Audimax  - um 19:15 Uhr war der Saal bereits komplett gefüllt. Der erwartete Andrang, der dazu führte, dass die Kabarett-Vorstellung vom Juridicum ins Auditorium Maximum verlegt werden musste, blieb nicht aus: Zuhörer wie Medienvertreter erkämpften sich nach Möglichkeit ein paar freie Centimeter, der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Heinz Mayer, bemühte sich erfolglos, die Notausgänge für Fluchtwege freizubekommen.

Die öffentliche Lesung aus von Ermittlern mitgeschnittenen und vom “Falter” veröffentlichten Telefonaten der im Buwog-Skandal Beschuldigten Walter Meischberger, Ernst Karl Plech und Karl-Heinz Grasser waren ein durchschlagender Lacherfolg – gekonnt mimten die “drei Gastprofessoren”, die Kabarettisten Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer “Meischi und Co.” nach, zeigten, wie sehr sich die beschuldigten Protagonisten in ihre eigenen Machenschaften verstrickten (“Wo war mei’ Leistung?!”), wie leicht Geld von einer Stelle zur anderen floss – und wie skurril-komisch mutmaßliche Finanzkorruption eigentlich sein kann.

Aber es ging nicht nur um’s Amusement, auch neue Informationen zur Causa wurden geboten: Nicht nur aus den nach parlamentarischen Anfragen veröffentlichten Passagen wurde vorgelesen, sondern auch aus bisher unveröffentlichten Teilen der Abhörprotokolle.

“Der Meischberger in uns allen”

“Wir sind bemüht, unseren Studenten die Realität zu zeigen”, so “Professor” Scheuba zum gespannt lauschenden Auditorium. Vor allem Meischberger kam bei den Protokollen zu Wort, den die drei Kabarettisten abwechselnd lasen – denn “der Meischberger in ihnen allen” sollte zu Wort kommen.

Am Schluss wurde sogar aus dessen Tagebüchern gelesen. “Damit streifen wir jetzt auch das Fach der Germanistik”, so die “Professoren” mit ernster Miene. Von Strenge merkte man allerdings nicht viel – zu laut das Gelächter und der Applaus, zu begeistert die Standing Ovations am Ende für Scheuba, Palfrader und Maurer sowie für “Falter”-Aufdecker Florian Klenk und die Veranstalter.

Wer die amüsanteste Vorlesung des Jahres am Montagabend verpasst hat, kann beruhigt werden: Aufgrund des großen Andrangs wird die Veranstaltung am 31. Jänner wiederholt.

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