D: Wahlausgang kann knapper werden
Nach einer Umfrage von Infratest-dimap für die ARD erklärten 56 Prozent der Unentschiedenen, der Kanzler sei überzeugender gewesen. Die CDU-Vorsitzende Merkel erreichte nur einen Wert von 19 Prozent. Auf die Frage, ob das Duell hilfreich für ihre Entscheidung gewesen sei, antworteten 46 Prozent der Unentschiedenen mit Ja, 52 verneinten dies. Richard Hilmer von Infratest sagte am Montagmorgen in der ARD: Es kann jetzt ein bisschen knapper werden als erwartet.
Schröder hatte in den vergangenen Tagen trotz niedriger Umfragewerte für die SPD Siegeszuversicht demonstriert und diese damit begründet, er werde eine Mehrheit der noch großen Zahl der unentschlossenen Wähler überzeugen können. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch sagte dazu im Deutschlandfunk, der im Umgang mit den Medien gewandte Schröder werde mit seiner Art nach wie vor viele Menschen faszinieren. Der Amtsinhaber habe bei Umfragen im direkten Vergleich immer einen Vorteil, aber Merkel habe durch Sachkenntnis und Schlagfertigkeit Augenhöhe erreicht, sagte der CDU-Politiker. Daher werde der Trend für den Machtwechsel nicht aufzuhalten sein.
PRESSESTIMMEN
Das Fernsehduell zwischen dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner Herausforderin Angela Merkel von Sonntagabend ist Gegenstand zahlreicher Presseskommentare:
FTD – Financial Times Deutschland:
Berner Zeitung:
Libération (Paris):
Le Soir (Brüssel):
Gegenüber der nervösen und manchmal eingeschüchterten konservativen Kandidatin, die sich in den Zahlen verhedderte, trat der Kanzler auf wie jemand, der eine Lektion erteilt. In einem mit Spannung erwarteten Fernsehduell, das gleichzeitig von den beiden großen öffentlichen Sendern und zwei Privatkanälen übertragen wurde, hat Gerhard Schröder gestern Abend versucht, den Wählern vor einem Aufstieg der Rechten an die Macht Angst einzujagen. (…) Locker gegenüber einer wenig überzeugenden Angela Merkel hat Schröder auf deren Attacken nicht reagiert.
De Morgen (Brüssel):
In der überwiegend zivilisiert verlaufenen Debatte trat Merkel ziemlich angriffslustig auf, und Schröder zeigte sich bisweilen nervös. Unter anderem ging es um die deutsche Steuerpolitik, die Rentenpolitik, die Krankenversicherung, die Arbeitslosigkeit, die Familienpolitik und die Energiepolitik. Obwohl Schröder es vor drei Jahren schon ein Mal geschafft hatte, die Wahltrends nach einer Fernsehdebatte mit dem damaligen konservativen Kandidaten Edmund Stoiber zu seinen Gunsten umzudrehen, denken wenige, dass ihm dieser Erfolg erneut gelingen wird.