Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) teilte dies am Mittwoch in Neu-Isenburg mit. Die Situation der betroffenen Patienten sei medizinisch äußerst kritisch. Laut DSO handelt es sich um einen bisher einmaligen Fall in Deutschland. Drei weiteren Menschen, denen die Leber und die Augenhornhäute der Frau übertragen wurden, gehe es dagegen gut.
Die Organspenderin zeigte laut DSO keine Symptome der Tollwut. Die Frau hatte im vergangenen Dezember nach einer Krankenhauseinlieferung einen Herzstillstand erlitten. Sie starb kurz darauf. Leider ist es medizinisch nicht möglich, solche seltenen Infektionen im Voraus – trotz umfassender Untersuchungen des Organspenders – auszuschließen, erklärte DSO-Vorstand Günter Kirste. Ein potenzielles Restrisiko durch solche Infektionen bleibe bei jeder Transplantation bestehen. Auch im konkreten Fall seien alle medizinischen Vorsorgeuntersuchungen bei der Organspenderin vorgenommen worden.
Zur abschließenden Diagnose, ob die Spenderin tatsächlich mit Tollwut infiziert war, laufen derzeit Untersuchungen an der Uniklinik Essen und am Hamburger Tropeninistitut. Personen, die in den Transplantationszentren in Hannover, Marburg und Hannoversch-Münden sowie im Krankenhaus und bei der DSO mit der Spenderin und den infizierten Patienten Kontakt hatten, wurden vorsorglich immunisiert.
Tollwut wird in der Regel durch den Biss eines infizierten Tieres auf den Menschen übertragen. Die Übertragung ist aber auch über Hautverletzungen oder direkten Kontakt des infizierten Materials mit der Schleimhaut möglich. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind bisher nur in wenigen Einzelfällen durch Transplantationen bekannt geworden. Ein ähnlicher Fall wurde im vergangenen Sommer aus den USA gemeldet.
Die Gefahr, sich in Deutschland mit Tollwut zu infizieren, sei äußerst gering, erklärte Andrea Ammon vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Zuletzt gab es 1996 und 2004 jeweils einen Todesfall. In beiden Fällen erkrankten die Betroffenen in Zusammenhang mit Auslandsaufenthalten. In der Regel erhalten Menschen, die möglicherweise mit einem infizierten Tier in Kontakt kamen, eine Schutzimpfung.
Organspender werden in Österreich routinemäßig auf häufige und potenziell gefährliche Virusinfektionen getestet, um ein Übertragungsrisiko auszuschalten. Das sind Hepatitis, HIV und Cytomegalivirus. Hinzu kommt noch ein Test auf Syphilis, erklärte Dr. Bernhard Edel von der Abteilung für Transplantationschirurgie am Wiener AKH. Ein Tollwut-Verdacht könnte am ehesten bei der Abklärung der Vorgeschichte des Organspenders erkannt werden. Tollwut-Erkrankungen sind sowohl in Deutschland als auch in Österreich extrem selten.
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