Die Deutsche Flugsicherung (DFS) entschied am Freitag, in dem festgefahrenen Tarifstreit um mehr Geld für die rund 5.300 Beschäftigten ein Schlichtungsverfahren vorzubereiten. Zuvor hatte die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) das Angebot der Arbeitgeber als unzureichend abgelehnt.
Die DFS forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Noch bestehe die Möglichkeit einer Einigung. Sollte dennoch zum Streik aufrufen werden, würde sofort die Schlichtung eingereicht.
Während des Schlichtungsverfahrens gilt eine 14-tägige Friedenspflicht. Als Schlichterin ist die frühere deutsche Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) vorgesehen, wie GdF-Sprecher Hans-Joachim Krüger bestätigte.
Am Freitag hatte zunächst die Gewerkschaft das erste, am Mittwoch vorgelegte Arbeitgeberangebot abgelehnt. Demnach erklärt sich die DFS bereit, die Gehälter rückwirkend ab 1. November um drei Prozent für zwölf Monate zu erhöhen. Bei der GdF stieß dies auf positive Resonanz: Bei isolierter Betrachtung wäre die Erhöhung eine hinreichende Basis für erneute Verhandlungen, erklärte die Gewerkschaft. Dagegen reiche die angebotene Einmalzahlung von 1.750 Euro bei weitem aus. Der zentrale Punkt des Forderungspakets sei jedoch die Umstrukturierung der Vergütung. Dazu habe die DFS nur auf spätere Verhandlungen verwiesen.
Die Unternehmensführung der DFS reagierte enttäuscht auf die Ablehnung ihres Angebots. Dieses bedeute eine Erhöhung der Gehälter um durchschnittlich 5,7 Prozent. Sollte die GdF zu einem Streik aufrufen, würde mit Einleitung der Schlichtung die Friedenspflicht sofort wieder hergestellt werden und ein Streik vorerst abgewendet sein, teilten die Arbeitgeber mit.
Die Gewerkschaft wies Kritik zurück. Angesichts des boomenden Luftverkehrs und der hervorragenden finanziellen Situation der DFS sind deshalb die Forderungen der GdF als angemessen zu bezeichnen. GdF-Sprecher Marek Kluzniak warf den Arbeitgebern im ZDF vor, innerhalb der Firma ein Klima der Angst verbreitet zu haben. Es wurden Vorstandsmitglieder massiv bedroht, es wurde ihnen nachgeschnüffelt.
Dies wies die DFS zurück: Weder wurde in der DFS ein Gewerkschaftsführer ausspioniert oder gar bedroht, noch hat das Unternehmen die Absicht erklärt, bestimmten Mitarbeitergruppen einen Gehaltsverzicht zuzumuten. Da handelt es sich um gewerkschaftliche Streiklyrik, die davon ablenken soll, dass die Spezialistengruppen in der DFS einen höchst eigennützigen Raubzug in Gestalt einer Tarifreform planen. Geforderte Einkommenssteigerungen von 70 Prozent für bestimmte Technikergruppen würden dies belegen. Die Fluglotsen erhielten bereits mehrheitlich rund 100.000 Euro im Jahr.
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften, Joachim Hunold, erwartet auf Grund der Tarifforderungen steigende Flugpreise. Der Air-Berlin-Chef sagte der Wirtschaftswoche: Ob mit oder ohne Streik – am Ende wird es in jedem Fall zu einem teuren Tarifabschluss kommen, den zunächst die Fluggesellschaften über höhere Gebühren, am Ende aber Passagiere über höhere Preise bezahlen müssen. Hunold kritisierte, die Fluglotsen besäßen eine Monopolstellung und könnten deshalb die Bedingungen diktieren.
Hunold forderte eine Ausbildungsoffensive und vor allem eine Marktöffnung in Europa: Anstelle der zahlreichen nationalen Einrichtungen brauchen wir eine privatwirtschaftlich organisierte europäische Flugsicherung, die grenzübergreifend Fachpersonal auch von freien Dienstleistern dort einsetzen kann, wo man sie braucht.
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