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D: Serie ausländerfeindlicher Gewalt

Am Himmelfahrtstag hat es in mehreren ostdeutschen Städten fremdenfeindliche Übergriffe gegeben. Die Linkspartei forderte eine Bundestagsanhörung über das Problem.

In Weimar wurde ein Mosambikaner so schwer verletzt, dass er in der Klinik behandelt werden musste, wie die Polizei am Freitag mitteilte. In Wismar traktierten Neonazis einen Inder mit Schlägen und Tritten. In Berlin registrierte die Polizei drei ausländerfeindliche Zwischenfälle.

Bei dem Überfall in einem Weimarer Neubaugebiet hatten am Donnerstagabend zwei Mosambikaner sowie ein Mann aus Kuba gefeiert, als sie von acht Rechtsextremisten erst beschimpft und schließlich geschlagen und getreten wurden. Ein 46-jähriger Mosambikaner erlitt dabei Kopfverletzungen, Schürfwunden und Blutergüsse. Lebensgefahr bestand jedoch nicht. Sein 45-jähriger Landsmann erlitt Prellungen im Gesicht, dem 45-jährigen Kubaner wurde das Nasenbein gebrochen, und er wurde am Rücken verletzt, wie die Polizei mitteilte.

Die Verdächtigen im Alter zwischen 19 und 29 Jahren wurden festgenommen. Die acht Männer sollten noch am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Laut Polizei sind sieben von ihnen bereits wegen Staatsschutzdelikten bekannt. Auf der Flucht vor der Polizei hatte sich zwei Verdächtige Knochenbrüche zugezogen, wie eine Sprecherin sagte. Die beiden Männer wurden ebenfalls ins Krankenhaus gebracht und von Beamten bewacht.

Im mecklenburgischen Wismar attackierten fünf Männer einen 36-jährigen Inder auf einem Flohmarkt. Die Tatverdächtigen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren grölten faschistische Parolen und sangen das Deutschlandlied, als sie ihr Opfer mit Schlägen und Tritten traktierten, wie die Schweriner Staatsanwaltschaft mitteilte. Sie wurden vorläufig festgenommen.

Im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg wurde ein türkischstämmiger Mann Opfer eines Angriffs, wie die Polizei mitteilte. Der 29-Jährige wurde demnach am Nachmittag von vier Männern geschlagen und getreten und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Die vier mutmaßlichen Täter gehören laut Polizei dem Erscheinungsbild nach der rechten Szene an und hätten fremdenfeindliche Parolen gerufen.

Schließlich wurden laut Polizei im Stadtteil Hellersdorf im Osten der Stadt aus einer Wohnung heraus antisemitische Parolen gerufen und Musik mit beleidigenden Inhalten abgespielt. In Lübeck griffen Skinheads bei einer Vatertagstour mehrere Menschen in einer Gartenanlage an. 16 Männer wurden festgenommen, wie ein Polizeisprecher sagte.

Nach Ansicht des Berliner Bischofs Wolfgang Huber ist der Rechtsextremismus in Ostdeutschland ein besonders Problem. In den neuen Bundesländern gebe es Fremdenfeindlichkeit ohne Fremde. „Die wenigen Menschen mit anderer Hautfarbe, die sich im Osten bewegen, sind dann tatsächlich besonders gefährdet“, sagte der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland in einem Interview. Die Abwanderung verstärke das Problem. Unter denen, die bleiben, sei ein hoher Anteil von Menschen, die sich von der Gesellschaft enttäuscht abwendeten, weil sie schlechte Ausbildungs- und Berufschancen hätten.

Die Linkspartei forderte eine Bundestagsanhörung über das Problem. Die Zahl der rechtsextremistischen Vorfälle sei in Wirklichkeit viel höher, erklärte die stellvertretende Fraktionschefin Petra Pau in Berlin.

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