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D: Moshammer-Prozess beginnt

Fast zehn Monate nach dem Mord an dem Münchner Modemacher Rudolph Moshammer muss sich der geständige Täter vor Gericht verantworten. Der Prozess gegen den 25-jährigen Iraker Herisch A. beginnt am 2. November.

Nach seiner Verhaftung hatte er gestanden, dass er im Streit um die Bezahlung seiner Liebesdienste den homosexuellen Modemacher erdrosselt habe. „Der Beschuldigte ist bei den weiteren Vernehmungen bei seinem Geständnis geblieben“, sagt Sprecher Anton Winkler von der Staatsanwaltschaft München I.

Der 64 Jahre alte Moshammer war am 14. Jänner 2005 in seinem Haus im Münchner Nobel-Vorort Grünwald ermordet aufgefunden worden. Nicht einmal 48 Stunden danach wurde der Iraker festgenommen. Die Polizei war ihm durch einen genetischen Fingerabdruck auf die Spur gekommen, den er auf dem Tatwerkzeug – einem Elektrokabel – hinterlassen hatte. Die Suche in der genetischen Datenbank beim Bundeskriminalamt (BKA) brachte einen Treffer: Die Kabelspur stimmte mit dem genetischen Fingerabdruck des Irakers überein. Dieser war beim BKA nach einem früheren, aber eingestellten Ermittlungsverfahren gegen den Mann wegen Vergewaltigung einer Frau gespeichert.

Der Iraker wurde nach eigener Aussage von Moshammer, der mit seinem Rolls-Royce unterwegs war, am Münchner Hauptbahnhof durchs Autofenster angesprochen und fuhr mit ihm in dessen Haus nach Grünwald. Moshammer habe ihm 2.000 Euro für sexuelle Dienste geboten, dann aber nicht bezahlen wollen und mit der Polizei gedroht. Daraufhin hat Herisch A. laut Anklage das Elektrokabel von hinten um den Hals von Moshammer geworfen und den 64-Jährigen erdrosselt. „Das muss alles blitzschnell geschehen sein“, sagte Harald Pickert von der Mordkommission. „Herr Moshammer hatte keine Chance.“

Nach der tödlichen Attacke habe er vergeblich nach Bargeld gesucht, dann panikartig das Haus verlassen und sei mit der nächsten Straßenbahn nach München gefahren, sagte der Iraker nach seiner Festnahme aus. Er lebt seit 2001 in Deutschland, seit 2002 wohnte er in München und arbeitete als Koch in einem Lokal. Er hatte einen Asylantrag gestellt und besitzt eine gültige Aufenthaltserlaubnis. Nach der Tat rasierte er sich die Kopfhaare ab, um von möglichen Zeugen nicht erkannt zu werden. Der Iraker betonte bei der Polizei, dass er weder homosexuell noch ein Stricher sei. Wegen seiner Automaten-Spielsucht habe er aber stets unter Geldnot gelitten.

Die Ermittler sehen Habgier als Motiv der „heimtückischen Tat“. Die Münchner Bevölkerung nahm das Verbrechen mit großem Entsetzen auf. Tausende nahmen im Jänner an den Trauerfeierlichkeiten und der Beisetzung in einem Mausoleum auf dem Münchner Ostfriedhof teil, in dem auch Moshammers Mutter Else ihre letzte Ruhe gefunden hatte. Nach dem Testament ging ein großer Teil des Erbes an die Münchner Obdachlosenhilfe. Auch für seine geliebte Yorkshire-Hündin Daisy hatte Moshammer mit einem Vermächtnis vorgesorgt: Die langjährige Gefährtin bekam in Moshammers Chauffeur ein neues Herrchen.

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