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D: Der dritte Tollwut-Infizierte starb

Auch der dritte nach einer Organtransplantation mit Tollwut infizierte Patient ist tot. Der 45-Jährige starb in der Nacht zum Donnerstag, wie die Universitätsklinik Marburg mitteilte.

Der Mann hatte Niere und Bauchspeicheldrüse einer mit Tollwut infizierten Organspenderin erhalten und war am 14. Februar mit schweren Krankheitssymptomen in die Klinik zurückgekehrt. Zwar sei eine sehr gute Funktion der Transplantatorgane erreicht worden, die Erkrankung habe aber trotz Einsatz neuartiger Therapieformen auch nach achtwöchiger Therapie nicht beherrscht werden können, hieß es.

Zuvor waren bereits zwei ebenfalls infizierte Patienten in Hannover und Hannoversch-Münden gestorben. Die Viruskrankheit hatte eine Spenderin übertragen, die sich offenbar auf einer Indienreise infiziert hatte. Die Infektion war bei der in Mainz gestorbenen 26-Jährigen aber nicht erkannt worden. Insgesamt hatten sechs Patienten Organe und Hornhäute der Frau erhalten. Ein Heidelberger Empfänger, dem die Leber der Spenderin eingepflanzt worden war, konnte aus der Uniklinik entlassen werden, weil er während seiner Kindheit geimpft worden war. Bei zwei weiteren Patienten, die Augenhornhäute erhalten hatten, bestätigte sich der Tollwut-Verdacht nicht.

Tollwut-Therapie möglich

Die Marburger Kliniksprecher Hans Deucker erklärte, trotz des tragischen Verlaufes werde dieser Krankheitsfall sicher zur Entwicklung einer effizienten Tollwut-Therapie beitragen. Bei Tollwut besteht eigentlich kaum eine Überlebenschance, gewöhnlich sterben Tollwutpatienten innerhalb einer Woche nach Ausbruch der Krankheit. Bei den drei Infizierten hatten die Ärzte aber ein Therapie-Experiment mit Virostatika unternommen, eine solche Therapie war bisher nur an einer mit Tollwut infizierten Patientin in den USA erfolgreich. Die 15-jährige Jeanna aus Wauwatosa im US-Staat Wisconsin war im September 2004 von einer tollwütigen Fledermaus gebissen worden. Allerdings war das Immunsystem der 15-jährigen zum Zeitpunkt der Infektion gesund – anders als dasjenige des Marburger Transplantationspatienten.

In Deutschland hatte es davor nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in den vergangenen zehn Jahren nur zwei Fälle von Tollwut beim Menschen gegeben. Beide Male steckten sich die Patienten im Ausland an und starben: 1996 ein Mann aus Nordrhein-Westfalen, der in Sri Lanka von einem Hund gebissen worden war. 2004 starb ein Mann aus Bayern, der in Indien Kontakt zu streunenden Hunden gehabt hatte.

Die Mainzer Staatsanwaltschaft prüft weiterhin die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens wegen des Falls. Der Sprecher der Anklagebehörde, Klaus Puderbach, erklärte, man habe vor wenigen Tagen eine ergänzende Stellungnahme der Deutschen Stiftung Organtransplantation erhalten, die noch nicht abschließend ausgewertet sei. Man werde in ein bis zwei Wochen darüber entscheiden, ob ein Ermittlungsverfahren eröffnet werde.

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