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D: Aachener Karlspreis für Juncker

Der Aachener Internationale Karlspreis 2006 geht an den luxemburgischen Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker. Der 51-jährige christlichsoziale Politiker wird für seine Verdienste um die europäische Einigung geehrt.

Dies gab das Karlspreis-Direktorium am Samstag in Aachen bekannt. Er sei „Motor und entscheidender Akteur bei nahezu allen Integrationsfortschritten der vergangenen zwei Jahrzehnte“ und „Vermittler, Mediator und Brückenbauer zwischen Politik und Bevölkerung, wie auch zwischen den unterschiedlichen Mitgliedern der Gemeinschaft“.

Juncker, der in der ersten Jahreshälfte 2005 EU-Ratsvorsitzender war, ist nach Joseph Bech (1960) der zweite Regierungschef des Großherzogtums, der den Preis erhält. 1986 war der Preis an „die Bürger des Großherzogtums Luxemburg“ gegangen. Verliehen wird die nach dem Frankenherrscher Kaiser Karl dem Großen (742-814) benannte Auszeichnung traditionell am Feiertag Christi Himmelfahrt – der im kommenden Jahr auf den 25. Mai fällt – im Krönungssaal des Aachener Rathauses

Der Aachener Oberbürgermeister Jürgen Linden, der Mitglied des Karlspreis-Direktoriums ist, bezeichnete Juncker als „Vordenker des vereinten Europas der Zukunft“, der in der Lage sei, Europa aus seiner tiefsten und schwersten Krise seit den 1960er-Jahren herauszuholen. „Gerade jetzt braucht Europa viel Vertrauen für den Integrationsprozess und für die politische Führung. Und Juncker ist jemand, dem man vertraut“, betonte Linden.

Als einer der dienstältesten Premiers hat der luxemburgische Regierungschef an nahezu allen wichtigen Schritten in der Entwicklung Europas mitgewirkt. Dazu zählt unter anderem die Verabschiedung der einheitlichen Europäischen Akte, die 1986 zum Binnenmarkt führte, oder die Entstehung der Europäischen Währungsunion durch den Vertrag von Maastricht im Jahr 1993. Internationale Beachtung fand Juncker besonders während des EU-Gipfels 1996, als er dem Stabilitäts- und Wachstumspakt zum Durchbruch verhalf. Mitgetragen hat der Premier zuletzt auch die EU-Erweiterung und den Verfassungsvertrag im Jahr 2004.

Der 1954 geborene Sohn eines Stahlarbeiters, der nach seinem Jusstudium in Straßburg zunächst als Rechtsanwalt arbeitete, wurde 1995 Premierminister Luxemburgs. Seine politische Karriere begann 1982, als der damalige Regierungschef Pierre Werner den gerade 28-Jährigen als Staatssekretär für Arbeit und soziale Sicherheit in seine Regierung berief.

Der Preis wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. In diesem Jahr war der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi damit geehrt worden. Frühere Preisträger sind u.a. Winston Churchill, Jean Monnet, Francois Mitterrand, Vaclav Havel, Papst Johannes Paul II., König Juan Carlos I. von Spanien, Helmut Kohl, Tony Blair, Franz Vranitzky, Jacques Delors und Bill Clinton. Erster Preisträger war 1950 der Vater der Paneuropa-Idee, Graf Richard Nikolaus von Coudenhove-Kalergi (1894-1972), Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten und einer Japanerin.

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