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D: 57. Frankfurter Buchmesse eröffnet

Der südkoreanische Ministerpräsident Lee Hae Chan hat zur Eröffnung der 57. Frankfurter Buchmesse eine Distanz zwischen den Kulturen des Ostens und des Westens beklagt. 

Die Quintessenzen dieser Kulturen seien – trotz der verkehrstechnischen Fortschritte und der Informationsrevolution – noch nicht vereinigt, „um zur glorreichen Kultur der Menschheit aufblühen zu können“, sagte Lee am Dienstagabend zum Auftakt der größten Bücherschau der Welt.

„Noch immer steht eine feste Wand zwischen dem Orient und dem Okzident“, heißt es in seinem vorab verbreiteten Redemanuskript. Korea ist in diesem Jahr das Gastland der Messe.

Die „riesige Informationsmenge in der heutigen digitalen Informationsgesellschaft“ sei eher oberflächlich und führt aus Lees Sicht zu „Desinteresse am großen geistigen Erbe anderer Kulturen“, anstatt gegenseitiges Verständnis zu fördern. Die Buchmesse dagegen restauriere „eine große geistige Seidenstraße, auf der die Kulturen von Ost und West sich treffen und durch Dialog miteinander verständigen“. Koreaner seien als ein Volk bekannt, das gerne Bücher lese und Bücher wie wertvolle Sachen behandele.

Der südkoreanische Schriftsteller Ko Un bedauerte, dass es nicht zu einer Beteiligung Nordkoreas an der Gastland-Präsentation gekommen sei. „Aber wir finden Trost in der Tatsache, dass die Literatur aus dem Norden Seite an Seite neben der unseren steht“, sagte der 72-Jährige, der als der bedeutendste Lyriker seines Landes gilt. „Wir denken, dass die Literatur aus der Periode der Teilung (Koreas) ganz gewiss eine sehr komplexe, eine sehr subtile, eine bemerkenswerte Rolle in der zukünftigen Geschichte der koreanischen Literatur spielen wird.“

Im Sommer hätten sich erstmals 200 Autoren aus Nord- und Südkorea getroffen. „Dies sollte kein einmaliges Ereignis bleiben“, sagte der Dichter. Beide Seiten wollten gemeinsam ein großes koreanisches Wörterbuch erarbeiten.

Zum Abschluss der Buchmesse wird am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an den türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk verliehen.

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