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Covid-Konjunkturumfrage: So beeinflusst die Krise die Stimmung in der Industrie

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Wie wirkt sich die Coronakrise auf die Wirtschaft aus? Das soll die aktuelle Konjunkturumfrage zeigen.
So ergeht es der Industrie
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Wie ergeht es der Vorarlberger Industrie aktuell und welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Stimmung? Am Dienstagvormittag präsentieren die Industriellenvereinigung Vorarlberg und die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer die Ergebnisse der Konjunkturumfrage im vierten Quartal 2020. An der quartalsmäßigen Umfrage haben sich 44 Unternehmen mit insgesamt 25.751 Beschäftigten beteiligt. Der "Geschäfsklima-Index" dder Industrie - der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten - hat sich gegenüber dem 3. Quartal 2020 nochmals leicht verbessert: Er steig von +19,50 auf +24,60 Prozent-Punkte und erreichte damit beinahe das Vorkrisen-Niveau. "Um diesen Weg erfolgreich fortsetzen zu können, wird mehr Planungssicherheit zu einer zentralen Frage und Forderung für die kommenden Monate", betont Ing. Markus Comploj, Industrie Spartenobmann. "Das muss einhergehen mit dem konsequenten Umsetzen der Test- und Impfstrategie."

Unternehmen mehrheitlich positiv

Mehrheitlich positiv ist weiterhin die aktuelle Geschäftslage. 51 Prozent der Befragten sie als gut, 21 Prozent sprechen von einer schlechten Situation. Ähnliches gilt für den Auftragsbestand, dieser ist für 59 Prozent gut, und die Auslandsaufträge der Industrieunternehmen. 54 Prozent beurteilen die aktellen Stände ihrer Auslandsauträge als gut, 28 Prozent als gleichbleibend und 18 Prozent als schlecht. Erfreulich positiv sind ide Aussichten im Bezug auf den Mitarbeiterbestand: Immerhint 42 Prozent wollen ihn in den kommenden drei Monaten erhöhen, 53 Prozent zumindest erhalten. Die aktuelle Ertragssituation wird als zufriedenstellend beurteilt: 49 Prozent sprechen von einer derzeit guten, 35 Prozent von einer durchschnittlichen und 16 Prozent von einer schlechten Situation. Verhalten bleibt der Ausblick für das nächste halbe Jahr. Die Geschäftslage in sechs Monaten wird von 21 Prozent als günstiger eingeschätzt, 77 Prozent erwarten eine gleichbleibende und nur zwei Prozent eine schlechtere Situation.

Wie ergeht es der Industrie in der Coronakrise? Bild: VOL.AT/Mayer

Metalltechnische Industrie

Die Metalltechnische Industrie ist, wie schon vor der Krise, der Hauptträger der Konjunktur in Vorarlberg. Für 61 Prozent ist die Geschäftslage aktuell gut. Besonders die Auslandsaufträge tragen zu einer guten Stimmung bei. 79 Prozent bezeichenn sie derzeit als gut. Druck herrscht aber weiterhin auf die Verkaufspreise. Elf Prozent erwarten eine fallende Preisentwicklung, kein Unternehmen rechnet mti steigenden Preisen. Diese Industrie bleibe ein Jobgarant, so Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte. 58 Prozent planen in den nächsten Monaten zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. "Besonders wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass das Schnuppern für den Einstieg in einen Lehrberuf auch aktuell möglich und sehr erwünscht ist!", ergänzt Amann.

Lebensmittelindustrie

Ähnlich wird die Lage in der Lebensmittelindustrie gesehen. 57 Prozent der Betriebe planen eine Erhöhung ihres Mitarbeiterstandes. Bei den Verkaufspreisen rechnen sie mit weitgehend gleichbleibenden Entwicklungen. "Das Bild in der Lebensmittelindustrie ist jedoch ein differenziertes, da Teile der Branche als Zulieferer von der derzeitigen Schließung des Tourismus stark mitbetroffenen sind und sich daher in absehbarer Zeit vertretbare Lockerungen für ihre Kunden wünschen", erklärt Amann.

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage wurden präsentiert. Bild: VOL.AT/Mayer

Textilindustrie

Die Lage im Textilbereich wird weiter unter dem Durchschnitt gesehen. 30 Prozent bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, 63 als durchschnittlich und nur sieben Prozent als gut. Bedauerlicherweise sei der Ausblick auf den Beschäftigungsstand in drei Monaten bei den Texitlern ebenfalls nicht erfreulich: 23 Prozent gehen von einem abnehmenden aus, wie Mathias Burtscher, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg, feststellt. Auch der Ausblick auf die nächsten sechs Monate ist zurückhaltend. Während knapp drei Viertel der Betriebe von einer gleichbleibenden Lage ausgehen, erwartet ein Viertel eine negative Entwicklung. Einzig die Verkaufspreise entspannen sich: 61 Prozent rechnen mit steigenden Preisen.

Elektro- und Elektronikindustrie

Während 45 Prozent die aktuelle Geschäftslage als gut bezeichnen, beurteilen sie 52 Prozent als schlecht. In Summe zeie sich ein ausgeglichenes Bild, so Burtscher. Die Betriebe seien allerdings sehr unterschiedlich betroffen. Beim Beschäftigungsstand zeigt sich aber eine konstante Entwicklung. Erfreulicher ist der Ausblick auf das kommende halbe Jahr. 86 Prozent der Betriebe in der Elektro- und Elektronikindustrie schätzen ihre Geschäftslage günstiger ein. Das gelte auch für die Ertragslage, die für 67 Prozent besser zu werden scheine.

Die Impfung sei ein "Game-Changer", so Comploj. Bild: VOL.AT/Mayer

Ergebnisse der Sonderfragen

Die zwei Sonderfragen an die Unternehmen brachten die Erkenntnis, mit welchen Themen sie sich selbst angesichts der Coronakrise aktuell beschäftigen und welche Aufgabenerledigung sie sich von der Politik wünschen. Für mehr als 40 Prozent der Befragten sind das verstärkte Innovieren und der Aufbau neuer Geschäftsmodelle zentrale Themen, gefolgt vo nder Umsetzung von New-Work-Modellen (39 Prozent) und der Re-Organisation der betrieblichen Abläufe (32 Prozent). Die Digitalisierung ist dabei ein alles überspannendes Generalthema. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt auf allen Ebenen Maßnahmen zu setzen, so Comploj. "Auch in der Landesverwaltung sollte man mehr Mut haben, bestehende Strukturen und Verfahren auf ihre Zukunftsfähigkeit zu durchleuchten, zu verändern und damit zukunftsfit zu machen. Demgegenüber gehen die Schulen im Bereich Digitalisierung aktuell erfreulich mutig voran!"

Von der Politik erwarten sich die Industriebetriebe Verbesserunge nbeim quantitativen wie qualitativen Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung (52 Prozent) und noch mehr Anstrengungen im Bereich von Investitionsförderungen (57 Prozent), auch und besonders unter ökologischen Gesichtspunkten (41 Prozent). "Unternehmen brauche mehr verfügbares freies Kapital, um bereits geplante Investitionen, vor allem auch in Zukunftstechnologien durchzuführen, statt sie ins Ungewisse zu verschieben", betont der Spartenobmann.

Test, Impfen und Lockerungen

Unternehmerische und gesellschaftlichte Freiheit im Einklang mit den gesundheitspolitischen Notwendigkeiten gebe es laut Experten ab einer Durchimpfungsrate von etwa 60 Prozent, so Comploj. "Es braucht daher Impfanreize und eine kosequente Umsetzung der Impfstrategie des Landes." Bis man dieses Ziel erreicht habe, seien breitflächige Tests die richtige Strategie, auch schnellere Selbsttests für Mitarbeiter könnten eine Lösung darstellen. Er wünscht sich auch eine stärkere Berücksichtigung von Schlüsselarbeitskräften bei der Impf-Priorisierung. Mit dem Erreichen von Zielen müssen Erfolge und weitere Lockerungen verknüpft sein. "Die rasche Verfügbarkeit des Impfstoffes stellt sich aktuell als der Game-Changer heraus", meint der Spartenobmann. Sollten Engpässe in der Impfdosen-Versorgung sich als längerfristig herausstellen, müsse man alternative Impfstoffe rasch ernsthaft prüfen und genehmigen. "Jeder muss mithelfen", meint er. "Die Politik, wir Unternehmer, aber auch jede einzelne Privatperson in Eigenverantwortung."

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(Red.)

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