Die Nachfolge von Kaspar Villiger tritt Wirtschaftsminister Pascal Couchepin, der wie Villiger den Freisinnigen (FDP) angehört, an. Couchepin gilt als „animal politique“. Er ist Spross eines traditionell freisinnigen Clans aus Martigny und wurde früh in der Familie politisiert. Schon mit 16 Jahren soll er davon geträumt haben, Staatschef oder wenigstens Dirigent zu werden.
Couchepin wurde am 5. April 1942 in Martigny im Unterwallis geboren. Mit einem abgeschlossenen Jusstudium und einem Anwaltspatent in der Tasche trat er schon mit 26 Jahren in die Exekutive seiner Vaterstadt ein, die er von 1984 bis 1998 präsidierte. Seit seinem Einstieg in die Politik hat er keine Wahl verloren, seit seiner Wahl in den Bundesrat 1998 keine „seiner“ fünf Volksabstimmungen. Im Wallis gehörte Couchepin als Freisinniger und Antiklerikaler zur politischen Minderheit. Dort hat er gelernt, seine Ideen mit Allianzen durchzubringen. Seine Methode hat er mit ins Bundeshaus genommen: Mit klaren Positionen in eine Konfrontation starten, um dann eine sozial abgefederte Konsenslösung zu finden.
Couchepin ist kein leichter Gesprächspartner. Er sucht die Debatte, liebt intellektuelle Herausforderungen und Provokationen, argumentiert eruptiv, schlagfertig und mit typischer, wegwerfend wirkender Gestik. Diskussionsverweigerung ist ihm ein Gräuel. Und Menschen, die vor ihm kuschen, schätzt er nicht besonders. Für den wirtschaftsnahen Couchepin geht die Politik der Wirtschaft vor. Aber die Politik kann nach seiner Überzeugung gegen die Wirtschaft keine eigene Wirklichkeit konstruieren. Von den Wirtschaftsführern erwartet er hohe ethische Standards: „Abzocker“-Manager schlug er in Acht und Bann.
Der Allrounder Couchepin beschränkt sich nicht allein auf die Betreuung des Wirtschaftsministeriums (Volkswirtschaftsdepartement/EVD), sondern liebt es, sich in die Agenden seiner Kolleginnen und Kollegen einzumischen. Couchepin liebt das Wandern, das Reisen und das Lesen schwieriger Bücher. Rechtzeitig zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten hat er seine Auffassungen und Maximen dem Autor Jean Romain unter dem Titel „Ich glaube an die Politik – Je crois a l’action politique“ anvertraut.
Von 1968 bis zur Wahl in den Bundesrat führte Couchepin eine Anwaltskanzlei und versah Verwaltungsratsmandate in den Sektoren Energie, Telekommunikation, Maschinenindustrie, Rebbau und Tourismus. Er war auch in Spitalverbänden und Behindertenorganisationen tätig. 1968 wurde Couchepin in die Stadtregierung von Martigny gewählt. 1984 wurde er Stadtpräsident und in diesem Amt zwei Mal bestätigt. Er zog 1979 in den Nationalrat ein und leitete von 1989 bis 1996 die Freisinnige Fraktion der Bundesversammlung.
Seit seiner Wahl in den Bundesrat steht Couchepin dem Wirtschaftsministerium vor. Auf internationaler Ebene ist er Gouverneur der Weltbank und der Osteuropabank (BERD), und er vertritt die Schweiz in der Welthandelsorganisation (WTO). Couchepin ist verheiratet mit Brigitte Rendu und Vater dreier Kinder, Anne-Laure, Gaspard und Catherine.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.