Zwar könnten strikte Beschränkungen dabei helfen, Ansteckungsketten zu unterbrechen und zur Erholung des Gesundheitswesens beitragen, erklärte der Europa-Direktor der Organisation, Hans Kluge, am Donnerstag. Allerdings habe dies seinen Preis: So sei mit einem Anstieg bei psychischen Erkrankungen und häuslicher Gewalt zu rechnen.
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"Mittel der letzten Wahl"
Kluge verwies auch auf den wirtschaftlichen Schaden durch strenge Einschränkungen. "Angesichts dieser Realitäten betrachten wir nationale Lockdowns als das Mittel der letzten Wahl, weil sie die nach wie vor bestehende Möglichkeit umgehen, jeden an grundlegenden und effektiven Maßnahmen zu beteiligen."
Der WHO-Experte betonte zugleich, dass Europa wieder zum Zentrum der Pandemie geworden sei. Auch die Todesfallrate sowie die Zahl der Krankenhaus-Patienten steige wieder an.
Strategie "anpassen"
Eine weitere Ausweitung der Testkapazitäten in größerem Stil sei angesichts der massiven Ausbreitung des Virus nicht mehr möglich, erklärte Kluge. "Wir müssen eruieren, worauf wir unsere Ressourcen konzentrieren sollten." Dazu gehöre es, die Strategie beim Testen und der Kontaktverfolgung "anzupassen". Beides müsse "gezielt" geschehen, damit eine "maximale Wirkung" gewährleistet sei.
Das Europa-Direktorat der WHO umfasst 53 Länder, darunter auch Russland und mehrere Staaten der früheren Sowjetunion in Zentralasien. Bis Donnerstag wurden in der Region nach WHO-Angaben mehr als zehn Millionen Coronavirus-Fälle nachgewiesen.
Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters haben sich weltweit inzwischen mehr als 44,66 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert und über 1,176 Millionen sind gestorben. Die USA bleiben mit knapp 8,9 Millionen bestätigten Fällen und fast 228.000 Toten das am stärksten betroffene Land gefolgt von Indien und Brasilien. Nach einer Reuters-Zählung wurden zudem erstmals weltweit mehr als 500.000 Neuinfektionen an einem Tag verzeichnet. Getrieben wird der Anstieg dabei von Rekord-Zunahmen auf der Nordhalbkugel. Am Freitag vergangener Woche waren erstmals ein Anstieg von 400.000 Fällen registriert worden.
(APA)
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