Contador geht auf seinen zweiten Giro-Triumph nach 2008 los, jener 2011 wurde ihm wegen Dopings nachträglich aberkannt. Im Juli will der 32-Jährige aber auch noch die Tour de France gewinnen. Dieses Double innerhalb eines Jahres hat zuletzt 1998 Marco Pantani geschafft. Während sich Contador beides zutraut, lassen Vorjahressieger Nairo Quintana, dessen Vorgänger Vincenzo Nibali und Chris Froome den Giro aus und konzentrieren sich auf die Frankreich-Rundfahrt.
Vor dem Giro-Auftakt mit einem Teamzeitfahren in Sanremo gibt Contador an, in “optimaler” Form, aber in Hinblick auf die Tour noch nicht in Galaverfassung zu sein. “Ich komme in ziemlich guter Form und darüber bin ich froh. Ich bin nicht am gleichen Level wie bei der Tour im Vorjahr (2014 schied er in Frankreich verletzt aus), aber nur geringfügig darunter”, sagte Contador.
Mit Ex-Giro-Sieger Ivan Basso und Roman Kreuziger hat er in der Tinkoff-Mannschaft prominente Helfer zur Seite. Außerdem spricht der eigene Erfahrungsschatz bei großen Rundfahrten für Contador. Von seinen Sturzverletzungen der Katalonien-Rundfahrt Ende März hat er sich mittlerweile erholt. Den letzten Schliff für den Giro holte sich der Spanier mit einem dreiwöchigen Höhentrainingslager auf Teneriffa.
“Es wird sehr schwer, dieses Rennen zu gewinnen und ich werde das Maximum aus mir herausholen müssen”, stellte Contador vor seiner ersten Italien-Rundfahrt seit vier Jahren klar. Als härteste Widersacher erwartet er den heuer schon mehrfach brillierenden Porte und den zweimaligen Giro-Zweiten Uran (2013 u. 2014) aus dem Etixx-Team. “Porte wird ein schwierig zu schlagender Gegner sein, wie Uran, der bereits weiß, wie es ist, knapp am Giro-Sieg dran zu sein.”
Porte strotzt nach Siegen bei Paris-Nizza, der Katalonien-Rundfahrt und dem Giro del Trentino vor Selbstvertrauen. “Der Giro ist in dieser Saison mein Hauptziel. Ich habe hart gearbeitet und ich gehe stark, gesund und bereit für die Herausforderung ins Rennen”, betonte der 30-Jährige, der ebenfalls mehrere hochklassige Helfer zur Verfügung hat.
Einer davon ist Eisel, der das Sky-Team unbeschadet durch die 21 Etappen dirigieren soll. Der Steirer rutschte auf Betreiben von Porte erst spät ins Aufgebot. “Der Giro war nicht geplant, ich weiß es seit Donnerstag. Ich bin auf Wunsch von Porte dabei, um ihn aus dem Gröbsten rauszuhalten. Richie hat gesagt, er braucht mich, das wird kein Honiglecken. Das große Ziel ist das Rosa Trikot”, erläuterte Eisel vor seiner bereits 17. großen Rundfahrt, in die er laut eigenen Angaben weit entfernt von seiner Höchstform startet.
Neben Contador, Porte und Uran sollte man auch den Vorjahresdritten Aru aus dem umstrittenen Astana-Rennstall auf der Rechnung haben. Allerdings war der Italiener zuletzt gesundheitlich angeschlagen. Daneben ist auch eine Überraschung nicht ausgeschlossen. Zu einer solchen könnte beispielsweise der Russe Ilnur Sakarin werden. Der 25-jährige Katjuscha-Profi mit Dopingvergangenheit hat zuletzt die stark besetzte Tour de Romandie gewonnen und dabei sowohl in den Bergen als auch im Zeitfahren überzeugt.
Die Giro führt diesmal zunächst von der italienischen Riviera bis Kampanien in den Süden. Nach dem ersten Ruhetag geht es auf der anderen Seite des Stiefels nordwärts in Richtung Dolomiten. In der dritten Woche führt der Kurs – der den in österreichischer Grenznähe gelegenen Zoncolan diesmal ausspart – nach einem Abstecher in die Schweiz in die entscheidenden Alpenpassagen.
Von den Bergetappen sticht besonders das 16. Teilstück von Pinzolo nach Aprica mit gleich mit fünf schweren Bergwertungen wie dem steilen Mortirolo-Pass heraus. Die endgültige Entscheidung wird aber erst am vorletzen Tag bei der Bergankunft der Königsetappe über den Colle delle Finestre (2.178 m/8 km auf Schotterstraße) und weiter nach Sestriere fallen.
Die Gesamtklassementfahrer werden aber auch im einzigen Einzelzeitfahren über fast 60 Kilometer (14. Etappe) von Treviso ins Prosecco-Gebiet besonders gefordert sein. Zu Ende geht der Giro mit einem ebenen Teilstück von Turin nach Mailand. Hierbei und auf sechs weiteren Flachetappen zuvor dürften die Sprinter um Michael Matthews (AUS) und Andre Greipel (GER) das Sagen haben.
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