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Collagen-Connaisseur: Kunsthalle Wien ehrt Richard Hawkins

Kunsthalle Wien: Bunt, bunter, Richard Hawkins
Kunsthalle Wien: Bunt, bunter, Richard Hawkins ©APA/Kunsthalle Wien/Markus Wörgötter
Die wortwörtlich bunte Vielfalt der Männerbilder bevölkert derzeit die Kunsthalle Wien. Bei der ersten Großausstellung zum Werk des Texaners Richard Hawkins in Österreich bietet man einen Überblick über das Oeuvre des 1961 geborenen Künstlers zwischen Öl, Installation und Video. "Ich hoffe, es wirkt nicht zu sehr wie eine Gruppenausstellung", zeigte sich Hawkins bei der Präsentation unsicher. Muss er nicht sein. Alle Arbeiten durchzieht ein roter Faden: Sie sind knallbunt.

Und fast alle drehen sich um Begehren, Attraktion und deren Pervertierung. Dabei schöpft Hawkins aus einem schier uneingrenzbaren Pool an Referenzen - von den Statuen der klassischen Antike über das klassische Hollywoodkino, von schwuler Pornografie bis zum Theater des 19. Jahrhunderts. Japanische Haarmodels finden sich neben Neuinterpretationen altmexikanischer Kirchenmalerei.

Collage als zentrales Stilmittel

Das Mittel der Wahl für Hawkins, diese verschiedenen Stränge zusammenzuführen, ist, sie nicht zusammenzuführen. Konkret stellt die Collage als Amalgam aus Unvereinbarem den Kern seines Oeuvres dar. Die großen Ölgemälde in der Schau führen dabei deren Ästhetik mit der Malerei zusammen. "Es ist die Übersetzung von Collage in Gemälde", so Kunsthallen-Direktorin Michelle Cotton.

"Es mögen keine klassischen, altmeisterlichen Ölgemälde sein, aber sie sprechen direkt zum Betrachter", umriss Hawkins seinen Stil. Frei im Bild schwebende, die Betrachtenden direkt fixierende Männerköpfe speisen sich da aus der Historie, Oscar Wildes Personage oder Erotikfilmen - und nicht zuletzt dem cineastischen Kosmos. "Ich habe ein paar Hollywoodstars erlaubt, sich ins Bild zu schleichen", so Hawkins selbstironisch.

Cruise oder Chalamet als Proponenten

So finden sich der junge Tom Cruise oder der gleichaltrige Matt Dillon in herkömmlichen Collagen wie auch ihr aktuelles Pendant Timothée Chalamet - respektive in kurzen Videoarbeiten. Auch in diesen übt sich Hawkins im Collagieren, amalgamiert Horrorfilm und Fanposter, Installationen und Konzertmitschnitte. Böcklins Toteninsel findet sich da nie weit von der nächsten Rockbühne.

All dies ergibt ein Panoptikum queeren Begehrens und dessen Verdrehung. Eine Bühne für das Streben nach dem Begehrtwerden der Stars und für die Überhöhung des Menschen durch die Gesellschaft und die schwule Community im Speziellen. Das Verlangen und der Verfall gehen hier Hand in Hand. Was kann da stilistisch die Zukunft noch bringen für den Mittsechziger Richard Hawkins? "Ich frage mich manchmal, was als nächstes kommt. Hat jemand Vorschläge?"

(S E R V I C E - "Richard Hawkins: Potentialities" in der Kunsthalle Wien von 26. November bis 6. April 2026. )

(APA)

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