Vielleicht rocken Außerirdische just in diesem Augenblick zu Chuck Berrys Stimme Go, Johnny, Go, Go im Entenwatschelgang durch eine Kneipe: Im Jahre 1979 schickte nämlich die Nasa die Sonde Voyager, beladen mit Kostproben der menschlichen Zivilisation, auf eine unendliche Reise durchs Weltall. An Bord befand sich auch ein Tonband mit Musik: Neben Beethovens Neunter und Mozarts Zauberflöte eben auch Berrys Johnny B. Goode. Kann sein, dass der Song irgendwo da draußen eine kleine Revolution auslöst – wie bereits auf dem Planeten Erde. Am Mittwoch (18. Oktober) feiert Mr. Rockn Roll seinen 80. Geburtstag.
Wie kein anderer hat Chuck Berry, der als Charles Edward Anderson in San José (Kalifornien) zur Welt kam, das Lebensgefühl der 50er und 60er herausgebrüllt. Er brach alle anerkannten Regeln, drosch absichtlich schief auf seine Gitarre ein, einfach weil die Mädchen im Publikum noch heftiger kreischten. Wenn ihr dem Rockn Roll einen anderen Namen geben wollt, solltet ihr ihn Chuck Berry nennen, sagte John Lennon einmal. Kein Wunder, britischen Beat-Bands bedienten sich zunächst an seinen Titeln, bevor sie eigene Songs veröffentlichten. Von den 500 Cover-Versionen, die es von seinen Songs gibt, sind allein 16 von den Rolling Stones und den Beatles.
Ein gutes Dutzend Klassiker aus der Frühzeit des Rock n Roll hat Berry selbst geschrieben – im Gegensatz zu Billy Haley oder Elvis. Mit Maybellene gelang ihm 1955 der Durchbruch – im reifen Alter von 30 Jahren. Vorher hatte der Afroamerikaner am Fließband geschuftet, hatte in Abendkursen Friseur gelernt, hatte gespielt und gesungen mit seinem Amateurtrio. Gitarre spielen hatte er sich selbst beigebracht, im Heim für Schwererziehbare, nach einem missglückten Raubüberfall.
Roll over Beethoven war sein nächster großer Hit, für den allerdings 1965 die Beatles eine goldene Schallplatte bekamen. Berry betete Sweet Little Sixteen an, forderte zum Reelin and Rockin heraus. Dann kam Rock and Roll Music in zwei Versionen: RocknRoll-Musik muss es sein, wenn du mit mir ne Nummer schieben willst… sang er auf der Bühne. Auf der Platte heißt es …wenn du mit mir tanzen willst.
Seinen berühmten Duckwalk (Entenwatschelgang), der später James Brown, Mick Jagger und Michael Jackson zu berühmten Tanzstilen inspirierte, soll Berry einer Anekdote zufolge 1956 aus Verlegenheit kreiert haben. Seine Band kam vor einem Konzert so knapp an, dass keine Zeit zum Umziehen blieb. Um von seinen zerknautschen Klamotten abzulenken, watschelte und turnte Berry über die Bühne und die Mädels waren schier aus dem Häuschen.
Wie es sich für einen echten Rock-Star gehört, tauchte Berrys Name allerdings nicht nur in Verbindung mit Musik in den Schlagzeilen auf. 1962 hatte er sich wegen des Verstoßes gegen das so genannte Mann Act (Transport von Prostituierten von einem Bundesstaat in den anderen) vor Gericht zu verantworten. Er landete für zwei Jahre hinter Gitter. 1979 musste er wegen Steuerhinterziehung für hundert Tage ins Gefängnis. In den 90ern ging es um Marihuana und Pornofilme, die er mit Minderjährigen gedreht hatte.
Was er an seinem 80. Geburtstag macht, ist gar keine Frage: Der Tag fällt auf einen Mittwoch und da steht er wie seit Jahren auf der Bühne der Kneipe Blueberry Hill in dem Studentenviertel The Loop in St. Louis, Missouri. Exakt 55 Minuten lang spielt Berry auf seiner übergroßen roten E-Gitarre, Modell Gibson ES-335, seine größten Hits. Außerirdische brauchen sich gar nicht mehr um Karten bemühen. Die Show ist bereits ausverkauft.
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