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Chrysler: Verkaufs-Gespräche bestätigt

DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche hat Kontakte mit potenziellen Käufern der angeschlagenen US-Tochter Chrysler bestätigt. Es gebe Gespräche mit möglichen Partnern.

Diese hätten ein klares Interesse bekundet, sagte der Manager am Mittwoch im Vorfeld der Hauptversammlung in Berlin. Einzelheiten zu den Interessenten wollte Zetsche jedoch nicht nennen.

Laut Redetext wird Zetsche bei der Hauptversammlung sagen: „Ich kann (…) bestätigen, dass wir mit einigen der potenziellen Partner, die klares Interesse bekundet haben, Gespräche führen.“ Anstelle von Detailangaben folgt dann die Passage: „Wir halten uns alle Optionen offen.“

Nach dem Milliardenverlust des US-Autoherstellers im Jahr 2006 hatte der Vorstandsvorsitzende erklärt, alle Optionen bei Chrysler zu prüfen. Dem Vernehmen nach haben der Finanzinvestor Cerberus, neuer Eigentümer der BAWAG P.S.K., Blackstone sowie der kanadische Autozulieferer Magna für Chrysler geboten.

Der Mutterkonzern wolle bis Ende April einen Bieter als exklusiven Verhandlungspartner auswählen und hoffe auf einen Preis von rund acht Milliarden Dollar (rund 6 Mrd. Euro), berichtete die US- Tageszeitung „Detroit News“ am Mittwoch.

Der scheidende DaimlerChrysler-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper hält indes auch ein Festhalten an der US-Tochter für möglich. „Die Chance, dass Chrysler in zwei Jahren noch im Konzern ist, besteht natürlich“, sagte Kopper der Tageszeitung „Die Welt“ vom Mittwoch. Kopper, der am Mittwoch nach 17 Jahren an der Spitze des Aufsichtsorgans zum letzten Mal eine Hauptversammlung des Unternehmens führt, verteidigte die Fusion von Daimler-Benz und Chrysler trotz der Probleme. Die Kritik, dieser Zusammenschluss habe Werte vernichtet, wies Kopper gegenüber der Zeitung zurück.

Dauerbaustelle Chrysler

Der 1923 vom deutschstämmigen Walter P. Chrysler gegründete US-Autobauer Chrysler wird von amerikanischen Automobilexperten gern als Achterbahn (Roller Coaster) bezeichnet. In der Geschichte des Konzerns ging es immer dramatisch auf und ab – daran hat bisher auch der Einstieg von Daimler-Benz in Stuttgart 1998 nichts geändert. Besonders heftig waren die Ausschläge nach dem 2. Weltkrieg.

„Meine Frau lässt sich scheiden. Meine Freundin ist schwanger. Mein Sohn ist von der Uni geflogen. Und jetzt bin ich auch noch zum Vice President bei Chrysler ernannt worden“, kursierte im Detroit der 60er Jahre ein Witz über das damalige Image von Chrysler. Im Gegensatz zu General Motors und Ford trafen die konjunkturellen Ausschläge Chrysler bislang immer härter. Dafür wurden Chrysler- Manager bisweilen auch zu Helden. Lee Iacocca kam 1978 von Ford und schaffte bei der verlustreichen Nummer drei der US-Autoindustrie unter anderem mit dem völlig neuen Minivan für die ganze Familie samt Freizeitzubehör die Wende. Iacocca wurde zum Manager-Star, dessen Autobiografie die Bestsellerlisten anführte. Doch auch sein Ruhm verblasste schnell, als 1991 ein Verlust von knapp 800 Millionen Dollar in den Büchern stand.

Der neue Starmanager bei Chrysler hieß danach Bob Lutz. Der aus der Schweiz stammende Amerikaner schaffte in den 90er Jahren das, was ihm bis heute bei GM nicht recht gelingen will: Mit innovativen Produkten und dem Kauf der Marke Jeep erzielte er Gewinn und Anerkennung für Chrysler.

Als Daimler-Benz 1998 mit Chrysler fusionierte, stelle sich schon nach wenigen Monaten heraus, dass der US-Autobauer keine guten Produkte in der Pipeline mehr hatte und zu teuer produzierte. Erneute Verluste riefen die Retter aus Deutschland auf den Plan. Dieter Zetsche und Wolfgang Bernhard ersetzten die Chrysler-Bosse, schlossen ab 2000 etliche Fabriken und strichen 26©000 Stellen. Wegen der Erfolge der Chrysler-Sanierung wurde Zetsche 2005 zum Nachfolger von Konzernchef Jürgen Schrempp erkoren. Bernhard schied zuvor im Streit mit Schrempp aus, Ende Jänner 2007 verließt er dann auch den VW- Vorstand. Er arbeitet gegenwärtig für den Finanzinvestor Cerberus, der Interesse an Chrysler haben soll.

2006 ging die Chrysler-Achterbahnfahrt wieder abwärts – eine Milliarde Euro Verlust entstanden vornehmlich wegen der Überproduktion von spritfressenden Trucks und SUVs (leichte Geländewagen). Keine große Änderung erwartet der Autoexperte Professor Wolfgang Diez: „Chrysler wird eine Dauerbaustelle bleiben.“

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