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Chinas Notenbank gegen Inflation

Im Kampf gegen die Inflation zieht die chinesische Zentralbank ihre geldpolitischen Zügel erneut an. Sie erhöhte die Mindestreserveanforderungen bereits zum dritten Mal in diesem Jahr und entzieht den Kreditinstituten des Landes damit 350 Mrd. Yuan (37,8 Mrd. Euro), wie die chinesische Notenbank am Freitag mitteilte.
Der Schritt kommt für viele Experten überraschend: Sie hatten wegen der Atomkatastrophe in Japan damit gerechnet, dass die chinesische Notenbank zunächst eine Pause einlegt und abwartet, wie groß die Auswirkungen des Unglücks auf die chinesische Wirtschaft sind. Der Ölpreis gab als Reaktion auf die Entscheidung einen Teil seiner Kursgewinne wieder ab.

Die Banken müssen künftig 20 Prozent ihrer Spareinlagen bei der Notenbank parken, 0,5 Prozentpunkte mehr als bisher. Die Reserveanforderungen sind damit so hoch wie nie zuvor. Durch den Schritt entzieht die Notenbank den Finanzinstituten Geld zur Kreditvergabe und bremst damit die Wirtschaft. “Es ist ein Anzeichen dafür, dass die geldpolitische Straffung weitergeht”, sagte Stephen Green, Volkswirt bei der Standard Chartered Bank. “Wenn sich die Nerven nach dem Erdbeben in Japan beruhigt haben, stehen wir wohl vor einer neuerlichen Zinserhöhung.” Zuletzt hatte die Notenbank im Februar die Zinsen angehoben, das war der dritte derartige Schritt seit November.

Sorgen bereitet den Verantwortlichen in Peking vor allem die anziehende Inflation. Sie befürchten soziale Unruhen, wenn die Lebenshaltungskosten allzu stark steigen. Im Februar lag die Teuerung mit 4,9 Prozent auf dem Niveau vom Jänner. Für die kommenden Monate wird jedoch mit wieder schneller steigenden Preisen gerechnet, weil sich viele Nahrungsmittel zuletzt verteuert haben. Die Regierung in Peking strebt eine Inflation von vier Prozent in diesem Jahr an.

Auch die steigenden Preise am Wohnimmobilienmarkt bereiten der Regierung Kopfschmerzen. Allerdings lassen jüngste Daten hier auf etwas Entspannung hoffen. So stiegen die Preise Reuters-Berechnungen zufolge im Februar so langsam wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Für Eigentumswohnungen und Häuser mussten Käufer in den 70 größten Städten 5,7 Prozent mehr ausgeben als im Februar 2010, wie Reuters aus am Freitag veröffentlichten Daten berechnete. Die Statistiker liefern seit diesem Jahr keine landesweite Zahl mehr. Im Jänner lag der Preisanstieg noch bei 5,9 Prozent. Die Regierung hatte eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den raschen Preisanstieg am Wohnimmobilienmarkt zu bremsen. So wurde der Kauf von Zweit- und Drittwohnungen erschwert oder verboten, die Zinsen für Hypotheken erhöht und in Shanghai und Chongqing versuchsweise Immobiliensteuern eingeführt.

Experten gehen angesichts der immer noch steigenden Preise nicht davon aus, dass die Regierung in Peking die Zügel wieder lockerer lässt. Dennoch ist nach Einschätzung von manchen Analysten für das Jahresende eine deutliche Entspannung in Sicht, wenn Immobilienfirmen ihre Preise senken, um Käufer für die Immobilien zu finden. “Am Immobilienmarkt bewegt sich in diesem Jahr wenig”, sagte Hui Jianqiang, Chefanalyst bei E-House China. “Es hängt alles davon ab, wie lange die Regierung an ihren Einschränkungen für Immobilienkäufer festhält.” (APA)

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