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China rekrutiert gefeuerte West-Banker

©AP
China wirbt ehemalige Investmentbanker und Börsenexperten an, um den Aufholprozess gegenüber westlichen Finanzzentren zu beschleunigen.

Während Handelsplätze wie die New Yorker Wall Street oder London einen massiven Job-Kahlschlag erleben, nutzt die Volksrepublik diesen Umstand für die eigene Personalsuche. Der Wirtschaftsstandort China versucht Profit aus den finanzkrisenbedingten Massenentlassungen zu ziehen und rekrutiert scharenweise joblose Finanzexperten aus dem Westen, wie die AFP berichtet. Ging die Stadtverwaltung des chinesischen Wirtschaftsmekkas Shanghai vor der Krise noch davon aus, bis 2020 auf Wall-Street-Niveau aufgeschlossen zu haben, könnte sich die Stadt nun schon früher als internationales Finanzzentrum etablieren.

“Die Wall Street wird als Welt-Finanzzentrum aufgrund der Krise ganz klar an Bedeutung verlieren. Betrachtet man die Börsen im Osten wie etwa in Hong Kong oder Korea, sieht man, dass eine Verschiebung schon in den vergangenen fünf Jahren massiv stattgefunden hat. Diese Tendenz wird sich fortsetzen, wenngleich die USA ihren Status als weltgrößte Industrie- und Finanzmacht nicht einbüßen werden”, meint Ingo Kreisinger, Leiter Aktienhandel Frankfurt bei der Baader Wertpapierhandelsbank im Gespräch mit pressetext. Sowohl Einfluss als auch Ansehen der bedeutendsten Börsenplätze im Westen hätten durch die wirtschaftliche Krise jedoch in einem äußerst hohen Ausmaß gelitten.

Schätzungen zufolge führt die Finanzkrise allein in New York und London innerhalb von zwei Jahren zu einem Job-Kahlschlag von rund 260.000 Arbeitsplätzen. Chinesische Finanzdienstleister wie Fondsgesellschaften, Banken oder Staatsfonds sind hingegen auf der Suche nach Führungskräften. Selbst die Stadtverwaltung von Shanghai soll über 80 Finanzspezialisten aus den westlichen Wirtschaftszentren rekrutieren. Die Manager scheinen ihrem Ruf zu folgen. “Viele Experten suchen aufgrund ihrer plötzlichen Arbeitslosigkeit notgedrungen nach neuen Möglichkeiten. Dieser Schachzug durch China ist absolut nachvollziehbar und stellt einen sehr logischen Schritt dar. Aber auch die Entscheidung von Managern, nach China zu gehen, macht durchaus Sinn. Sie sind hoch qualifiziert und werden optimale Chancen vorfinden, um gutes Geld zu verdienen”, erklärt Kreisinger.

Zwar könne die starke Regulierung der Wirtschaft durch die Volksrepublik im Vergleich zum Westen noch ein Hindernis für die Finanzfachkräfte bedeuten. Dem westlichen Wirtschaftssystem selbst wird angesichts der Finanzkrise hingegen breites Versagen vorgeworfen, das in einem zu geringen Maß an staatlicher Kontrolle begründet sei. Die dadurch ausgelösten Massenentlassungen würden nach New York und London zudem nicht vor weiteren Stationen Halt machen. “Auch Deutschland wird sich den Auswirkungen der Finanzkrise nicht entziehen können”, sagt Kreisinger im pressetext-Gespräch. Zwar werde etwa die Börsen- und Bankenstadt Frankfurt/Main in einem geringeren Ausmaß betroffen sein wie die Wall Street und im internationalen Vergleich auch in Zukunft gute wirtschaftliche Chancen bieten. “Die Krise wird aber auch hierzulande ihre Spuren hinterlassen”, schließt der Experte.

Quelle: Pressetext.at

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