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China: Kritik an Satelliten-Abschuss

China ist wegen des ersten Abschusses eines Satelliten im All seit 20 Jahren international unter Kritik geraten. Wissenschaftler befürchten ein Bombardement mit Weltraummüll.

Japan, die USA, Australien und Kanada warfen der Regierung in Peking am Freitag vor, der Abschuss gefährde die friedliche Nutzung des Weltraums und die Sicherheit ziviler Raumfahrtprogramme.

In einem Bericht des Fachmagazins „Aviation Week“ hieß es, die US-Geheimdienste hätten den chinesischen Waffentest am 11. Jänner beobachtet. Bei dem Satelliten, der zerstört wurde, handelt es sich nach Informationen des Globalen Sicherheitsprogramms der Wissenschaftler-Vereinigung UCS um einen chinesischen 750-Kilo-Satelliten, der in 850 Kilometer Höhe über dem Erdboden im Raum schwebte.

Das Außenministerium in Peking sieht darin keinen Wandel in der chinesischen Politik der friedlichen Nutzung des Weltraums. Der Sprecher des Außenministeriums, Liu Jianchao, räumte am Freitag am Rande eines Neujahrsempfangs vor Journalisten allerdings ein, über die Militäraktion „nicht informiert“ worden zu sein. Er könne sie deswegen auch nicht bestätigten. „Unsere grundsätzliche Position einer friedlichen Nutzung des Weltraums hat sich aber nicht geändert“, sagte Liu. Eine hohe Beamtin ergänzte: „Wir haben uns bisher nicht am Wettrüsten im Weltall beteiligt und werden es auch nicht in der Zukunft tun.“

Das Weiße Haus teilte in Washington mit, Peking sei formell eine diplomatische Protestnote übermittelt worden. Der Raketeneinsatz bedrohe das Verhältnis Chinas zum Westen und stelle eine potenzielle Gefahr für US-Satelliten dar, sagte ein hoher US-Regierungsbeamter. Der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, äußerte sich „besorgt“, ebenso der britische Premierminister Tony Blair. Die britische Regierung habe das China bereits am Mittwoch übermittelt, erklärte ein Sprecher Blairs am Freitag.

Den letzten Satelliten hatten die USA im September 1985 abgeschossen. Sorgen, die im Weltraum herumfliegenden Trümmer könnten die zivile Raumfahrt gefährden oder andere künstliche Himmelskörper beschädigen, hatten die Regierung in Washington zum Abbruch des Programmes bewogen.

Der japanische Kabinettsminister Yasuhisa Shiozaki erklärte, die Regierung habe China um eine Klärung gebeten, ob und mit welchen Intentionen der Abschuss erfolgt sei. Japan beobachtet die Aufrüstung Chinas seit langem mit Sorge. Im vergangenen Frühjahr hatte China eine 15-prozentige Aufstockung seiner Verteidigungsausgaben auf 35,3 Milliarden Dollar (27,3 Mrd. Euro) angekündigt.

Die USA kritisierten, die Entwicklung von Waffen, mit denen im Weltall Satelliten zerstört werden könnten, stehe im Gegensatz zu der Zusammenarbeit, die beide Staaten bei der zivilen Raumfahrt anstrebten. Australien und Kanada hätten sich der US-Kritik bereits angeschlossen, sagte ein Sprecher des nationalen Sicherheitsrats am Donnerstag. Großbritannien, Japan und Südkorea dürften mit diesem Schritt noch folgen, hieß es.

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