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Heimliche DDR-Machthaberin Margot Honecker ist tot

©AP
Die frühere DDR-Volksbildungsministerin Margot Honecker ist tot. Die Witwe des langjährigen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker starb im Alter von 89 Jahren in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile.

Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Freitag aus dem Kreis ihrer Familie. Die Witwe von Erich Honecker erlag demnach ihrem Krebsleiden. Sie war von 1963 bis 1989 Ministerin für Volksbildung in der ehemaligen DDR.

Erich Honecker starb bereits 1994 in Chile. Das Ehepaar floh nach der deutschen Wende in das südamerikanische Land: Margot Honecker lebte bereits seit 1992 in Chile gemeinsam mit ihrer Tochter, die in der DDR einen Exil-Chilenen geheiratet hatte. Nach Einstellung seines Prozesses war ihr der schwer kranke Erich Honecker Anfang 1993 gefolgt. Er starb im Mai 1994.

Erich Honecker war von 1971 bis 1989 als Erster Sekretär bzw. Generalsekretär des Zentralkomitees der SED der mächtigste Politiker der Deutschen Demokratischen Republik.

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Nachkriegs-Kommunistin der ersten Stunde

Margot Honecker wurde am 17. April 1927 als Tochter des Schuhmachers Gotthard Feist und der Matratzenfabrikarbeiterin Helene im Glaucha-Viertel in Halle an der Saale geboren. Die Eltern gehörten der KPD an. Sie selbst trat der KPD im Jahr 1945 bei. Im Zuge der Zwangsvereinigung von SPD und KPD wurde sie 1946 Mitglied der SED, 1949 zog sie mit 22 Jahren als jüngste Abgeordnete in die erste DDR-Volkskammer ein.

1952 brachte Margot Feist ihre Tochter Sonja zur Welt, der Vater war Erich Honecker. Der damalige SED-Generalsekretär Walter Ulbricht (“Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.”) drängte Honecker daraufhin zur Scheidung von seiner Frau Edith Baumann. Ein Jahr später heiratete er Margot Feist.

DDR-Regime bis zuletzt verteidigt

Margot Honecker war zunächst Stellvertreterin des Ministers für Volksbildung und wurde 1963 schließlich selbst Ministerin. Dieses Amt hatte sie bis zum Ende der DDR 1989 inne. Die dogmatische Sozialistin baute unter anderem das Einheits-Bildungssystem der DDR auf und führte den umstrittenen “Wehrkundeunterricht” mit Ausbildung an der Waffe ein. Denn, so Margot Honecker, der Sozialismus müsse, wenn nötig, mit der Waffe in der Hand verteidigt werden.

1991 flohen die Honeckers nach Moskau. Beide mussten aber noch im selben Jahr nach Deutschland zurückkehren, wo Erich Honecker der Prozess wegen der Mauertoten gemacht wurde. Das Verfahren wurde 1993 eingestellt. Gegen Margot Honecker wurde wegen ihrer Verantwortung für Zwangsadoptionen von Kindern, deren Eltern wegen “Republikflucht” oder “Spionage” verhaftet worden waren, ermittelt. Ein entsprechender Prozess wurde 1994 aber eingestellt, zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Honeckers bereits im Exil.

Mauertote: “Es war dumm, über die Mauer zu klettern”

Bei ihren seltenen Auftritten im Exil rechtfertigte Margot Honecker stets die Politik des SED-Regimes. Der Arbeiter- und Bauern-Staat sei das bessere System gewesen, beharrte sie. In einem Dokumentarfilm des NDR von 2012 meinte sie zu den erschossenen DDR-Flüchtlingen, es sei dumm gewesen, über die Mauer zu klettern. Politische Häftlinge seien kriminell, die Stasi legitim gewesen. Traumatisierte Opfer, die in geschlossenen Jugendwerkhöfen litten, seien “bezahlte Banditen”, ereiferte sie sich.

In einem Interview-Buch gab die Hardlinerin zuletzt zu Protokoll, die DDR habe auf Gleichheit und Gerechtigkeit gefußt. DDR-Friedens- und Umweltaktivisten habe der Westen als fünfte Kolonne in Stellung gebracht. Der sozialistische Staat sei nicht an seinen Fehlern gescheitert. Sondern: “Wir haben es nicht vermocht, dem Gegner hinreichend Widerstand entgegenzusetzen.” Sie empfahl: Die DDR-Erfahrungen sollten für kommende Kämpfe aufbewahrt werden.

Bei den Altrevolutionären Lateinamerikas war Margot Honecker ein gern gesehener Gast. So zeigte sie sich im Frühjahr 2011 bei einer Gedenkfeier in Kuba an der Seite von Präsident Raul Castro. Mit erhobener geballter Faust nahm Margot Honecker 2008 in Nicaragua einen Orden für ihren toten Mann entgegen. Die DDR-Führung hatte dem mittelamerikanischen Land nicht nur Schulbücher und Lehrer geschickt, sondern auch Waffen. (red/APA/dpa)

 

 

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