Chefin der polnischen Präsidentschaftskanzlei zurückgetreten

Fotyga prägte die umstrittene Außenpolitik von Polens Präsident Lech Kaczynski und der rechtskonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) in den vergangenen Jahren. Insbesondere wurde ihr vorgeworfen, die Position Polens in der Europäischen Union zu undiplomatisch und konfrontativ zu vertreten.

Laut Medienberichten hatte die Chefin der Präsidentenkanzlei das Rücktrittgesuch bereits vor einiger Zeit eingereicht. Der Präsident und Fotyga sollten zum Schluss gekommen sein, dass sie mit der Bekanntgabe des Rücktritts bis nach der Unterzeichnung des Abkommens über den Bau eines US-Raketenschilds in Polen, welche am gestrigen Mittwoch stattgefunden hatte, abwarten wollten. Fotyga war in dieser Angelegenheit sehr engagiert.

Aus inoffiziellen Quellen geht hervor, dass die Gründe des Rücktritts der Kanzleichefin persönlicher Natur seien. Sie solle der ständigen Medienattacken müde geworden sein und wolle sich erholen. Gerüchte, wonach sie bald einen Botschafterposten im Vatikan besetzen werde, haben sich als unrichtig erwiesen. Die Präsidentschaftskanzlei wird vorübergehend der bisherige Vize-Chef Piotr Kownacki leiten. Die Entscheidung über die Nachfolge Fotygas werde Kaczynski erst nach seinem Urlaub treffen.

Fotyga war die erste Frau, welche den Posten im Außenamt bekleidete und war in ihrer Amtszeit mehrfach von der Opposition kritisiert worden. Polens Regierungschef Donald Tusk nannte sie einmal “das schwächste Glied in der Regierung”. Politische Gegner legten Fotyga eine Verschlechterung des polnischen Images in Europa zur Last und warfen ihr vor, eine “katastrophale Personalpolitik” zu betreiben sowie Polen bei Verhandlungen auf dem EU-Gipfel in Brüssel eine Niederlage beschert zu haben.