“Dieser Film ist fiktional”, steht vor Beginn auf der Leinwand zu lesen. In den 1970er und 1980er Jahre galt der Venezolaner als Staatsfeind Nummer eins. Der Tod von 83 Menschen soll auf sein Konto gehen, erst 1994 wurde er im Sudan gefasst und verbüßt seither in Frankreich eine lebenslange Haftstrafe. Bereits im Vorfeld hatte er aus der Haft wegen “Fälschungen und Lügen” vehement gegen den Film über sein Leben protestiert.
Carlos’ Hang zum Showman, den er auch bei den echten Gerichtsprozessen bewies, gibt Assayas genug Raum. Der selbst ernannte Revolutionär hält etwa bei dem Überfall auf das OPEC-Hauptquartier in Wien noch Brandreden für die Revolution und hat auch im Flugzeug vor dem Abflug mit den OPEC-Geiseln noch Zeit, ihnen Autogramme zu geben. Polizisten, die “hier lang” rufen, ein Bruno Kreisky mit deutscher Sprachfärbung oder eine falsche Straßenbahn stoßen wahrscheinlich nur Österreichern als lokale Ungenauigkeit auf. Den Charakter des “Schakals”, seinen Charme, seinen Kampfgeist zu zeigen, scheint Assayas das Wichtigste gewesen zu sein.
Romantische Momente mit gitarrenspielenden, sinnlichen Frauen, die machen, was er will – solche Szenen dürften dem Mann mit der Sonnenbrille, von dem es kaum Fotos gab, jedoch gefallen. Die 20 zentralen Jahre seines Terrors skizziert der Film sonst auf den unterschiedlichsten Schauplätzen akribisch nach, teils wird dafür Archivmaterial hinzugefügt. Zu Carlos’ Bruder Wladimir hatten die Filmemacher Kontakt, Magdalena Kopp hat über ihre Zeit mit Carlos, der seine Taten selbst als Klassenkampf verklärte, ein Buch geschrieben.
Zwischen knallenden Schussszenen wird die Atmosphäre des Films mit etwas Revolutionsromantik aufgefrischt. Dafür sorgen nicht nur sehr attraktive Darsteller, sondern auch der entsprechende Soundtrack. Der im Original fünfeinhalbstündige französisch-deutsch-spanische Streifen wird in Österreich am 5. November in einer 140-minütigen Version ins Kino kommen.
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