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"Captain America" kämpft am Großglockner gegen Hauptmann Rotkopf

Die Wall Street fällt ins Bodenlose, die amerikanische Schuldenkrise wurde mit Ach und Krach vertagt und an den Auslandsfronten läuft es schlecht - die Vereinigten Staaten haben bessere Zeiten gesehen. Für gewöhnlich schlägt dann die Stunde der Superhelden, zumindest im Kino. Hier geht's zum KinotrailerAlle Spielzeiten auf einen Blick
Dort tummeln sich heuer die “X-Men” oder “Green Lantern”, bevor im kommenden Jahr Super- und Batman mit neuen Abenteuern aufwarten. Davor feiert aber der wohl patriotischste aller Superhelden seine Auferstehung auf der Leinwand: “CaptainAmerica” kämpft in der Alpenfestung gegen Hauptmann Schmidt, vulgo seinen Erzfeind Red Skull bzw. ab Freitag (19. August) in den heimischen Kinos.

Wien. Steve Rogers (Chris Evans) ist glühender Patriot, der 1942 für sein Leben gern mit der US-Army in den Krieg ziehen würde. Die lässt den schmächtigen Hungerhaken jedoch nicht, bis der deutsche Exilprofessor Abraham Erskine (Stanley Tucci), der für die Army gegen Nazideutschland kämpft, Steve zum Kandidaten für sein Superserum kürt, das gewissermaßen Flügel verleiht. Der frischgestählte Steve feiert fortan große Erfolge für sein Land – allerdings nur an der Showbusinessfront: Er wird Musicalstar und zieht als “CaptainAmerica” durch die Lande – im Flügelhelmchen und eng anliegenden Ganzkörperanzug in den Farben der US-Flagge. Als sein Freund Bucky (der als Kind vier Jahre in Wien aufgewachsene Sebastian Stan) jedoch aus Feindesland zu retten ist, zieht CaptainAmerica tatsächlich in den Krieg – einen bunt zusammengewürfelten Trupp trinkfester Kameraden im Schlepptau und die angehimmelte Peggy Carter (Hayley Atwell) in Reichweite.

Dort bekämpft er seinen Erzfeind, den Nazihauptmann mit dem diabolischen Namen Johann Schmidt (Hugo Weaving, der bereits in der englischen Namensvariante Smith in der “Matrix”-Trilogie reüssierte), der einst von Professor Erskine behandelt wurde und dabei einen hochroten Schädel davontrug, gleichsam ein totenkopfartiges Gesicht in Hummerfarbe. Der gute weiße Amerikaner kämpft also mal wieder gegen die böse Rothaut, die sich diesmal allerdings in Form des Nazis präsentiert.

Wobei, so richtiger Nazi ist Red Skull dann auch wieder nicht, obschon er in seiner geheimen Alpenfestung am Großglockner Wagner hört. Schließlich will der Bösewicht doch unter anderem Berlin auslöschen und die Weltherrschaft erringen. Und wie bei “Indiana Jones” sind die Nationalsozialisten alleine nicht mehr unheimlich genug als Gegner, weshalb Schmidt/Red Skull okkulte Mächte beherrscht, deren Kräfte er in der geheimen Nazi-Hochtechnologieabteilung Hydra zum Bau seiner Wunderwaffe einsetzt. Die eigentliche Gefahr wird von ihm klar umrissen: “Ich habe die Zukunft gesehen. Da gibt es keine Flaggen”, skizziert Schmidt die Lage. “Das ist nicht meine Zukunft”, so die patriotisch-nationalstaatliche Replik von “CaptainAmerica“.

Mit dem Fokus auf den Zweiten Weltkrieg wenden sich die USA wieder vermehrt dem letzten “guten” Krieg zu, unter dem sich die öffentliche Meinung vereinen kann. “Ich möchte niemanden töten. Ich mag nur keine Tyrannen”, so Rogers Begründung, sich einschreiben zu wollen. Vordergründig propagiert “CaptainAmerica” dabei die Geschichte des kleinen Mannes, der zu Ruhm und Ehren gelangt. Letztlich versteckt sich dahinter aber nichts anderes als die Feier des Heroisch-Männlichen, das die belächelte alte Hülle zurücklässt, wenn Steve nach den Superinjektionen wie bereit für den Bodybuilderwettbewerb der Laborkapsel entsteigt. Um diesen Aha-Effekt zu gewährleisten wurde der aufgepumpte Schauspieler Chris Evans eigens mittels Computertechnik kleiner und schmäler gemacht.

Bei all dem patriotischen Furor, der nur selten durch eine Portion Ironie gebremst wird, bleibt dennoch eine Frage offen, die sich auch bei vielen anderen Hollywoodfilmen stellt: Weshalb haben Deutsche, die mit Deutschen in Deutschland ohne Präsenz eines Fremdsprachigen reden, eigentlich im Englischen einen deutschen Akzent?

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