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Capoeira in der Gondel: Zwischen Akrobatik, Musik und Weltkulturerbe

Was haben ein getrockneter Kürbis, ein Stahlseil und ein Stein aus Vorarlberg gemeinsam? Sie gehören zu einem Musikinstrument, das aus der afrikanisch-brasilianischen Kampfkunst Capoeira nicht wegzudenken ist. Und genau um diese faszinierende Mischung aus Kampf, Tanz und Musik geht es in der neuesten Folge der Fernsehgondel auf dem Muttersberg. Capoeira-Meister Hayu und Schülerin Christina Tschofen treffen sich über den Dächern Vorarlbergs...

Von Brasilien nach Vorarlberg

Capoeira ist kein gewöhnlicher Sport. Es ist eine Kunstform, ein kulturelles Erbe – und seit 2014 offiziell UNESCO-Weltkulturerbe. Mestre Hayu, der gebürtig aus Brasilien stammt und seit Jahrzehnten Capoeira lebt und lehrt, erklärte in der Gondel, was Capoeira ausmacht: „Es ist Kampf – aber mit Musik. Akrobatik, Selbstverteidigung, Ausdruck. Alles zusammen.“ Begonnen hat er damit im Alter von elf Jahren. Heute, fast 50-jährig, unterrichtet er Capoeira in ganz Österreich, auch an Schulen.

Eine dieser Unterrichtsstunden führte ihn nach Wolfurt – und damit auch zu Christina Tschofen. Ihr Sohn war einer seiner Schüler. „Ich war immer nur dabei und hab zugeschaut. Irgendwann hat er gesagt: Probier's doch auch mal“, erzählt sie. Heute ist sie selbst Schülerin von Mestre Hayu, trägt den orange-blauen Gürtel – und trainiert mit Geduld und Hingabe auf den nächsten Grad hin.

Musik als Schlüssel zur Bewegung

Im Zentrum der Gondel-Gesprächsrunde stand nicht nur der Sport, sondern auch das Instrument „Berimbau“, das aus einem gebogenen Holzstab, einem Draht und einem Kalebassen-Kürbis besteht. Gespielt wird es mit einem Stein – in diesem Fall ein Findling aus Vorarlberg. Mit ihm erzeugt Mestre Hayu die rhythmischen Klänge, die den Takt der Capoeira vorgeben.

„Durch die Musik entsteht ein ganz eigener Fluss“, erklärt Hayu. Und dieser Fluss ist mehr als bloße Begleitung. In der Capoeira ist die Musik Taktgeber, Erzähler und Motivator zugleich. Sie bestimmt, ob der Kampf spielerisch, akrobatisch oder ernst geführt wird.

Therapie für Körper und Geist

Doch Capoeira ist weit mehr als Bewegung. Mestre Hayu betont besonders den pädagogischen Wert. Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten oder erhöhter Aggression könnten durch Capoeira neue Wege finden. „Sie lernen über Bewegung, Musik und Disziplin nicht nur den Sport, sondern auch Selbstbeherrschung und Selbstvertrauen“, sagt er. Auch für Erwachsene könne die Bewegung meditativ sein, eine Art aktive Achtsamkeit.

Zwischen Geschichte und Gegenwart

Ursprünglich wurde Capoeira von versklavten Afrikaner:innen in Brasilien entwickelt, um sich unter dem Deckmantel des Tanzes auf ihre Befreiung vorzubereiten. „Sie sagten, sie tanzen – aber eigentlich trainierten sie für den Kampf“, erklärt Hayu. Heute lebt Capoeira in über 160 Ländern weiter – und eben auch in Vorarlberg.

Christina Tschofen fasst ihre Erfahrung zusammen: „Man wächst hinein. Es ist nicht einfach, aber es macht unglaublich viel mit dir – körperlich und mental.“

Ein Stück brasilianischer Kultur auf einem Vorarlberger Berg – lebendig, rhythmisch und voller Energie. Wer neugierig geworden ist, findet weitere Informationen auf der Website von Mestre Hayu.

Quelle: LÄNDLE TV

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