“Ich habe nicht gewusst, welche Pflanzen das sind. Ich dachte, es handelt sich dabei um Gemüse oder Obst”, erklärte einer der Angeklagten, der als “Gärtner” in einem angemieteten Haus in Marz im Bezirk Mattersburg beschäftigt war. Auch ein zweiter Pflanzenpfleger meinte vor Gericht, er habe erst bei der Verhaftung am 14. Oktober vergangenen Jahres erfahren, dass es sich um Cannabis beziehungweise eine illegale Zucht handelt. “Ich kaufe Ihnen das nicht ab. Das muss einem ja der normale Menschenverstand sagen, dass da etwas nicht stimmt”, so Falb.
2.271 Canabis-Pflanzen entdeckt
Bei der Sicherstellung hatten Suchtgiftermittler insgesamt 2.271 Cannabis-Pflanzen in drei Häusern in Neunkirchen, Antau und Marz entdeckt. 32,6 Kilogramm wurden unmittelbar davor geerntet, getrocknet und für den Verkauf verpackt. Bei der Lieferung der Ware nach Wien klickten schließlich die Handschellen.
Vor Gericht standen am Mittwoch Arbeiter aus sämtlichen Unternehmensschichten: Ein österreichischer Staatsbürger soll die Fäden gezogen haben, eine Italienerin soll ihn bei der Anmietung der Objekte unterstützt und ihm für die Warenlieferung ihr Auto zur Verfügung gestellt haben. Außerdem habe es zwei Vietnamesen gegeben, die die insgesamt drei Gärtner (jeder war für das Gießen und die Pflege der Cannabis-Pflanzen in einem der drei Häuser zuständig, Anm.) mit Essen versorgt und zuvor zu den einzelnen Objekten gebracht haben sollen.
Bis zu 15 Jahre Haft
Auch für die Akquise der Arbeiter in der Slowakei soll ein Angeklagter verantwortlich gewesen sein. Für die Abwicklung und Organisation der Mietverträge sei ein weiterer, bereits mehrfach vorbestrafter Kärntner zuständig gewesen. Er und die Italienerin bekannten sich nicht schuldig.
Den Angeklagten drohten bei Schuldspruch bis zu zehn beziehungsweise 15 Jahren Haft. Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich bei dem Fall nicht um “Kleinkriminalität”, sondern um Drogenanbau “im großen Stil”. Geld hatten die Gärtner bis zur Verhandlung im Übrigen nicht gesehen. Bei ihnen handle es sich lediglich um “kleine Fische”, so einer der Verteidiger.
Richterin Falb lud für den ersten Prozesstag aus zeitlichen Gründen keine Zeugen ein. Möglicherweise werde es zu ein paar Einzelurteilen in den Fällen der geständigen Personen kommen. Die Verhandlung rund um den Cannabis-Anbau werde bis zum späten Nachmittag dauern, hieß es.
(Red./APA)
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