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Cambridge Dictionary kürt "parasozial" zum Wort des Jahres

Beziehung zu Personen, die man gar nicht kennt.
Beziehung zu Personen, die man gar nicht kennt. ©Canva
Kennen Sie das Gefühl? Sie lesen ein Buch, schauen einen Film, hören ein Lied - und spüren eine Verbindung zu Hauptperson oder Inhalt?

Manchmal kann der Drang entstehen, dieser Bindung im Internet und den sozialen Medien Ausdruck zu verleihen - oder gar Kontakt aufzunehmen. Es entsteht eine einseitige "parasoziale" Beziehung zu Personen, die man gar nicht kennt.

Auch Beziehungen zu KI oder Influencern

Die renommierte Wörterbuchreihe Cambridge Dictionary hat "parasocial" jetzt zum Wort des Jahres gekürt. Mittlerweile lassen sich damit auch Beziehungen umschreiben, die jemand zu einer Künstlichen Intelligenz (KI) aufgebaut hat oder zu einer Internetpersönlichkeit, die in der Regel nie erfährt, wer sie denn da genau verehrt.

Begriff: parasozial

Definition: „Parasozial“ beschreibt eine einseitige soziale Beziehung, bei der eine Person das Gefühl hat, einer anderen Person (z. B. Influencer, Schauspieler, Streamer) nahe zu stehen, obwohl diese sie nicht persönlich kennt.

  • Einseitig: Nur eine Person investiert Gefühle und Aufmerksamkeit.
  • Illusion von Nähe: Entsteht meist durch Medienpräsenz und Social Media.
  • Vertrautheit: Man hat das Gefühl, die Person „wie eine Freundin/einen Freund“ zu kennen.
  • Keine Gegenseitigkeit: Die bekannte Person weiß nichts über die einzelne Person.

Parasoziale Beziehungen können positiv (Inspiration, Trost) oder problematisch sein, wenn Erwartungen entstehen, die nicht erfüllt werden können.

Beziehung völlig einseitig

"Der Aufstieg parasozialer Beziehungen hat Fankultur, Prominenz und - mit KI - die Art und Weise neu definiert, wie gewöhnliche Menschen online interagieren", sagte Simone Schnall, Professorin für experimentelle Sozialpsychologie an der Cambridge-Universität laut Mitteilung. Das führe zu einem Gefühl, denjenigen, zu dem man eine solche Bindung aufbaut, zu kennen und vertrauen zu können. "Dabei ist die Beziehung völlig einseitig."

Begriff wurde schon vor Jahrzehnten eingeführt

Der Universität zufolge geht der Begriff auf das Jahr 1956 zurück. Die Soziologen Donald Horton und Richard Wohl beobachteten damals, wie Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer parasoziale Beziehungen zu Persönlichkeiten auf dem Bildschirm aufbauten. Beziehungen, die solchen mit echten Familienmitgliedern oder Freunden ähnelten.

""Parasocial" erfasst den Zeitgeist des Jahres 2025", sagte Colin McIntosh vom Cambridge Dictionary. "Es ist ein großartiges Beispiel dafür, wie sich Sprache verändert." Der einst nur akademische Begriff sei im Mainstream angekommen. "Millionen von Menschen sind in parasoziale Beziehungen verwickelt", sagte er.

(APA/dpa)

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