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Bush erlebt Ablenung und Euphorie

USA - Italien, der Vatikan, Albanien und Bulgarien waren nach der Beendigung des G-8-Gipfels im norddeutschen Ostsee-Bad Heiligendamm die Stationen einer Europareise von US-Präsident George W. Bush.  

Während die offiziellen Termine mit Staatsoberhäuptern, Regieungschefs und dem Papst in professioneller Freundlichkeit abgewickelt wurden, schlug dem US-Präsidenten vor allem in Roms Straßen volle Ablehnung entgegen: Zehntausende protestierten gegen die Irak-Politik der USA, es kam auch zu Ausschreitungen, in die randalierende Globalisierungsgegner verwickelt waren. Gern gesehen war Bush hingegen in Albanien, das den nur sechsstündigen Besuch des US-Präsidenten als historischen Moment des Landes feierte.

Höhepunkt der Europa-Visite Bushs war wohl die Audienz bei Papst Benedikt XVI. Der Papst mahnte dabei friedliche Lösungen für den Nahen Osten ein und äußerte sich beunruhigt über die Lage im Irak. Bush versicherte, dass die irakische Führung hart um eine Tolerierung der christlichen Minderheit im Irak ringe. Die irakische Regierung wolle, so Bush, eine Gesellschaft, in der Menschen unterschiedlichen Glaubens und Herkunft akzeptiert würden. Zugleich erkundigte sich der katholische Kirchenführer eingehend nach den beim G-8-Gipfel beschlossenen Hilfen für Afrika. „Es war ein Gipfel mit Erfolg“, meinte Bush. Vor allem für die Armen und die Aids-Kranken in Afrika sei in Heiligendamm eine „starke Initiative“ auf den Weg gebracht worden.

Vor dem Besuch im Vatikan war Bush mit dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano zusammengetroffen. Der US-Präsident würdigte dabei den italienischen Beitrag in den Krisenregionen Afghanistan und Libanon. Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi, den Bush ebenfalls traf, hatte nach seinem Wahlsieg im vergangenen Jahr die italienischen Truppen aus dem Irak abgezogen, die rund 1.900 Soldaten in Afghanistan blieben aber trotz massiven Widerstands in seiner Mitte-Links-Koalition weiterhin dort stationiert. Prodi versicherte bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Bush, dass es keine bilateralen Probleme mit den USA gebe.

Am Sonntagvormittag traf Bush schließlich zu seinem Besuch in Albanien ein, wo er in der Hauptstadt Tirana seinen Amtskollegen Alfred Moisiu und Ministerpräsident Sali Berisha treffen wollte. Auch Begegnungen mit den Regierungschefs Kroatiens und Mazedoniens, Ivo Sanader und Nikola Gruevski, standen auf dem Programm. Die USA hatten im Mai 2003 mit Albanien, Kroatien und Mazedonien eine Adria-Charta unterzeichnet, die den südosteuropäischen Staaten die Integration in die euro-atlantischen Strukturen erleichtern soll. Anschließend reist Bush am späten Sonntagnachmittag nach Bulgarien weiter.

In Deutschland, dem Schauplatz des G-8-Gipfels von vergangener Woche, ging unterdessen die Diskussion um Russlands jüngste Initiative zur Beilegung des Raketenstreits mit den USA weiter. Der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung begrüßte das Angebot des russischen Präsidenten Wladimir Putin grundsätzlich. Der Vorschlag, ein gemeinsames System in Aserbaidschan zu installieren, zeige, „dass auch Russland offensichtlich von der Notwendigkeit eines Schutzes gegen Raketen überzeugt ist“, sagte der CDU-Politiker. In der kommenden Woche solle im Rahmen der NATO und im NATO-Russland-Rat gemeinsam über eine mögliche Ausgestaltung eines Schutzschildes beraten werden.

Der aserbaidschanische Präsident Ilcham Alijew begrüßte den Putin-Vorschlag ebenfalls. „Ich betrachte dies nicht als Möglichkeit, uns kurzfristig irgendeinen Vorteil zu verschaffen, sondern als neues Element unserer strategischen Beziehungen mit Russland und den USA“, sagte Alijew am Sonntag dem russischen Fernsehsender „Westi“ in St. Petersburg.

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