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Bush ab Mittwoch in Indien

US-Präsident George W. Bush kommt am Mittwoch mit einem heiklen Vorhaben nach Indien: Er ist zur Lieferung von Atomtechnik an das Land bereit.

Er besteht aber auf weit reichenden internationalen Kontrollen ihres Einsatzes und eine strikte Trennung der zivilen Reaktoren vom militärischen Programm des südasiatischen Landes. Dies aber stößt auf den Widerstand der politischen Führungsebenen des Gastlandes, das sich – genauso wie der verfeindete Nachbar Pakistan – Atomwaffen beschafft hat.

Im Vorfeld des Besuches liefen daher nicht nur die Vorbereitungen für einen beispiellosen Sicherheitseinsatz rund um den dreitägigen Aufenthalt Bushs auf vollen Touren. Letzte Verhandlungen sollten eine Atom-Vereinbarung sichern, die auch den Forderungen des US-Kongresses gerecht wird, den weltweiten Appetit auf Atomtechnik nicht fahrlässig anzuregen. Mit ihrer Kooperation wollen Indien und USA aber auch die Partnerschaft festigen, die sie nach dem Ende des Kalten Krieges geknüpft haben.

Vor seiner Reise rühmte der US-Präsident den Geist des guten Willens und der Zusammenarbeit, der in den Gesprächen mit der indischen Regierung herrsche. Die energiehungrige Volkswirtschaft Indien hat großes Interesse an ziviler US-Atomtechnik. Zugleich erwartet sie von einer Zusammenarbeit mit der wichtigsten Atommacht der Welt Zugang zu technischem Wissen aus anderen Staaten. Bisher gilt ein internationaler Boykott, um Indiens Atomehrgeiz zu bremsen und vor allem eine Weiterverbreitung unter Kontrolle zu halten.

Indien hat den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Als großer Öl- und Gaskunde sowie führender Vertreter der Schwellenländer unterhält das Land zudem enge Bindungen an den Iran, der unter internationalem Verdacht steht, selbst an Atomwaffen zu arbeiten.

Bush hat bereits angekündigt, auch diesen Konflikt anzusprechen, wenn er in Neu-Delhi ist. Vor seiner Weiterreise nach Pakistan am Samstag plant er zudem einen Besuch in Hyderabad, das sich zu einem Zentrum der Informationstechnologiebranche entwickelt hat. Die Stadt im Süden des Landes war zugleich aber auch das Zentrum der moslemischen Proteste im Land gegen die in Europa veröffentlichten Mohammed-Karikaturen. Moslemische Gruppen von Hyderabad haben Unterschriften gegen Bushs Politik gesammelt.

Indien versucht alle Öffentlichkeit und die angekündigten Proteste so weit von Bush fern zu halten, dass auch moslemische Extremisten oder pakistanische Kaschmir-Separatisten keine Gelegenheit für einen Anschlag finden. In Hyderabad wird er sich nur per Hubschrauber bewegen. Rund um den Präsidenten und seine Frau ist zudem ein dreistufiger Sicherheitsring geplant. Die direkte Umgebung Bushs wird unter anderem durch hunderte Scharfschützen gesichert. Im weiteren Umfeld erstreckt sich die Kontrolle auf alle Orte, die sich für Raketenabschussrampen eignen könnten. Bush sei eine äußerst gefährdete Person, sagte einer der führenden Polizisten in Neu-Delhi. „Wir sind voll gerüstet.“

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