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Burma: Japanischer Reporter hingerichtet

©AP
Die Arbeit in Krisengebieten war Kenji Nagais Leidenschaft. Der japanische Journalist bereiste Afghanistan und den Irak, berichtete in geheimer Mission aus Nordkorea. Die burmesische Metropole Rangun war die letzte Station des 50-Jährigen. 

Hier starb er am Donnerstag durch eine Kugel der Sicherheitskräfte, als er über die Proteste gegen die Militärjunta berichten wollte. Nachdem zunächst von einem Querschläger die Rede war, enthüllte der japanische Privatsender Fuji-Television am Freitag Filmmaterial, das einen anderen Hergang der Ereignisse nahelegt und für Entsetzen in Nagais Heimat sorgte: Demnach wurde Nagai offenbar von einem burmesischen Soldaten zu Boden gestoßen und dann regelrecht hingerichtet.

Auf den Fernsehbildern sind Soldaten zu sehen, die Demonstranten in Rangun verfolgen. Ein behelmter Soldat scheint einen mit Shorts und Sandalen bekleideten – und als Nagai identifizierten – Mann zu Boden zu stoßen. Als der Mann hilflos auf dem Rücken liegt, mit der rechten Hand seine Videokamera fest umklammernd, ist ein lauter Knall zu hören, während ein Soldat sein Gewehr auf Nagai gerichtet hält. Fuji TV zufolge wurde Nagai keineswegs durch eine verirrte Kugel, sondern mit voller Absicht getötet. „Angesichts des Winkels seiner Waffe scheint dieser Soldat ihn zu erschießen“, sagte Koichi Ito, ein früheres Mitglied der schnellen Eingreiftruppe der japanischen Polizei, dem Sender. Fuji-Television machte keine Angaben über die Herkunft des Filmmaterials.

Japans Chef-Regierungssprecher und Kabinettssekretär Nobutaka Machimura sagte unter Berufung auf einen Arzt der japanischen Botschaft in Burma, eine Kugel sei in Nagais untere rechte Brustkorbhälfte eingedrungen, habe das Herz durchschlagen und sei dann am Rücken wieder ausgetreten. Tokio kündigte Ermittlungen an.

Nagai arbeitete für die in Tokio ansässige Agentur APF News, die sich auf Berichte aus Krisengebieten spezialisiert hat, in die sich die meisten japanischen Fernsehsender nicht vorwagen. Nagais Motto lautete „irgendjemand muss ja die Orte bereisen, an die sonst niemand will“, wie der Gründer von APF, Toru Yamaji, berichtete. Seine Eltern versetzte der Junggeselle Nagai mit seinen Missionen immer wieder in Angst. Seine Mutter Michiko berichtete, Nagai habe sein Elternhaus seit Jahren nicht mehr besucht. Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan habe sie ihn immer wieder gewarnt, nicht mehr in gefährliche Gebiete zu reisen: „Aber ihn konnte nichts aufhalten“, sagte die Frau. Nagais Kollegen beschrieben den Reporter als einen Mann, der seiner Arbeit mit Leidenschaft nachging und dem es ein echtes Anliegen war, über die menschliche Not in Krisen- und Kriegsgebieten zu berichten.

Jiro Ishimaru, Chefredakteur von Asia Press International, sagte, Nagais Interviewpartner hätten den als zurückhaltend geltenden Journalisten immer hoch geschätzt: „Er hat sie sehr gründlich und sorgfältig befragt, hat sich immer Zeit genommen“, sagte Ishimaru der Nachrichtenagentur AFP. „Ich glaube, er war besessen von dem Wunsch, etwas zu tun, was andere nicht tun.“

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