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Buried

Beklemmung bis zur Resignation: Der Film von Rodrigo Cortes spielt 90 Minuten lang in einem Sarg - ein spannender Wettlauf mit der Zeit. Kinostart am 4. November.
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90 Minuten in einem Holzsarg, tief unter der Erde. Das ist das Setting von “Buried – Lebend begraben”, dem zweiten Spielfilm von Rodrigo Cortes. Der spanische Regisseur lässt seinen einzigen Protagonisten in einem Sarg aufwachen und eineinhalb Stunden lang um sein Leben kämpfen. Nicht nur mit dem Vorhaben, einen Film allein in einem Sarg anzusetzen, ging Cortes ein Risiko ein, sondern auch mit seiner Besetzung des vermeintlichen Hollywood-Schönlings Ryan Reynolds (“Selbst ist die Braut”). Ein Risiko, das sich auch dank des beeindruckenden Drehbuchs von Chris Sparling ausgezahlt hat. Am Donnerstag (4.11.) startet der ungewöhnliche Thriller in den österreichischen Kinos.

Beklemmung. Jenes Gefühl, das sich in den ersten Minuten von “Buried – Lebend begraben” nicht vermeiden lässt. Der Zuschauer sieht sich mit einer schwarzen Leinwand und dem aufgeregten Stöhnen eines Mannes konfrontiert, erst das Licht eines Feuerzeugs offenbart die Situation: Paul Conroy, Familienvater und amerikanischer Truckfahrer im Irak, liegt lebendig begraben in einem Holzsarg, nur mit einem Handy ausgestattet, das sein einziger Kontakt zur Außenwelt ist. Wie Conroy dort gelandet ist, weiß er nicht. Das einzige, das er wahrnimmt, ist der stetig schwindende Sauerstoffgehalt, die unerträgliche Hitze und die hohe Wahrscheinlichkeit, innerhalb der nächsten zwei Stunden hier sein Leben zu lassen. Es folgt ein Überlebenskampf, in dem er jenen Menschen, durch die er mit dem Handy Kontakt aufnimmt, komplett ausgeliefert ist.

Originell ist nicht nur die Idee, einen Film eineinhalb Stunden lang in einem Holzsarg zu drehen, sondern die flexible und vielseitige Art und Weise, wie dies umgesetzt wurde: Die Kamera bleibt nicht statisch in dem Sarg, sondern zeigt durch Sinkflüge mit einem Kran und sich um Reynolds drehende Aufnahmen verschiedene Perspektiven, die den Raum voll ausnützen. Für die Kamera zeichnete der junge Spanier Eduard Grau verantwortlich, der sein Talent zuletzt bei Tom Fords visuellem Meisterstück “A Single Man” unter Beweis stellte. Um die Authentizität von “Buried” zu bewahren, wird keinerlei künstliche Lichtquelle verwendet. Wenn Conroys Feuerzeug erlischt oder die Taschenlampe aussetzt, sitzt das Publikum genauso hilflos im Dunklen wie der Protagonist selbst. Dort, wo Spannung möglicherweise nicht ausreichend rüberkommt, hilft der stimmige Instrumental-Soundtrack nach.

“Ich hoffe, ihr genießt den Film genau so sehr, wie ich es gehasst habe, ihn zu drehen”, waren die einzigen Worte, die Ryan Reynolds dem Publikum zu sagen hatte, als sein Film Anfang des Jahres beim Sundance Film Festival Premiere feierte. Die Intensität der lediglich 17 Drehtage sieht man dem kanadischen Schauspieler auf der Leinwand an: Man riecht förmlich seinen mit Blut verschmierten Schweiß, reibt sich auf an dem rauen Sand, bewegt sich im Kinosessel unruhig hin und her, nur um sicher zu gehen, dass man jenen Freiraum hat, den Conroy im Film vermisst. Einziges Manko: Manch ein Kinobesucher resigniert lange, bevor Conroy es tut. Die Konzentration zu halten, ist anstrengend, das Ende wird – auch wenn der Film überraschend kurzweilig ist – früh herbeigesehnt. Vielleicht nur, um den Protagonisten zu erlösen.

Manch einer mag daran zweifeln, dass der 34-jährige Reynolds diesen Film allein tragen kann, kennt man ihn doch als Durchschnittstypen in Romantikkomödien wie “Selbst ist die Braut” an der Seite von Sandra Bullock oder als ausgelassenen Jungspund in “Party Animals”. 2011 soll er mit der Rolle als Comicheld “Green Lantern” unter der Regie von Martin Campbell (der schon Daniel Craig als James Bond in “Casino Royale” in Szene setzte) in die Riege der Hollywoodstars aufgenommen werden. Mit seiner Rolle in “Buried” ist Reynolds der wahre Coup gelungen: die Wahrnehmung als ernstzunehmender Schauspieler.

www.buried-derfilm.de

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