Bunt und flüssig: Ashley Hans Scheirl im Belvedere 21

Erste große Personale in Wien
"Aber auch das Uneindeutige kann mit großer Klarheit vertreten werden", stellte Rollig klar. Genau das sei hier der Fall. Das Museum widmet Scheirl, geboren 1956 in Salzburg, die erste große Personale in Wien. Das mag verwundern, sei Scheirl in den vergangenen Jahren doch "allgegenwärtig" gewesen, meinte die Generaldirektorin etwa mit Blick auf 2022, als Scheirl gemeinsam mit Jakob Lena Knebl den österreichischen Pavillon bei der Kunstbiennale in Venedig gestaltet hatte.
Die Ausstellung kommt Besucherinnen und Besuchern bereits im Stiegenhaus auf dem Weg in den 1. Stock entgegen. Übergroße Notizen, einzelne Seiten aus Tagebüchern, Entwürfe und Zeichnungen geben die Richtung vor. Oben angelangt spritzt es aus Augen, anderen Körperöffnungen und aus dem scheinbaren Nichts. Großformatige, grelle Bilder treffen auf Skulpturen und Videoarbeiten wie "Dandy Dust" (1992-98) und "Rote Ohren fetzen durch Asche / Flaming Ears" (1989-92).
Machogesten mit Ironie begegnen
Im Zentrum der über 120 Arbeiten umfassenden Schau aus fünf Jahrzehnten steht die Malerei, die "grenzüberschreitend" und jedenfalls nicht im konservativen Sinne zu verstehen sei, sagte Kurator Sergey Harutoonian. Scheirl, die unterschiedliche Pronomen verwendet, arbeite sich als Stimme einer queer-feministischen Avantgarde an der Kunstgeschichte ab, begegne Machogesten mit Ironie und kritischem Blick. Dabei greift Scheirl u.a. auf Fotorealismus, dunkle Romantik, Pop-Art und Surrealismus zurück.
Aber auch ein Turngerüst steht bereit. Es lädt ein, "selbst an der Ausstellung teilzuhaben", erklärte Harutoonian. Dieser Zugang ist ebenso an anderer Stelle ersichtlich, wo ein weißer Teppich ausgelegt ist, auf dem im Laufe der Ausstellungsdauer (bis 1. Februar) die Besucherinnen und Besucher nach und nach ihre Spuren hinterlassen werden. Damit thematisiere man den "White Cube" - das gängige Ausstellungskonzept, Kunst in weißen Räumen auszustellen -, so Harutoonian. Die Ausstellung werde zudem mit Stellwänden samt Durchblicken oder auch den großflächig aufgetragenen Farben Blau, Pink und Gelb dynamisiert.
"Politische Dringlichkeit"
"Scheirls Werk ist nicht nur formalästhetisch bemerkenswert, sondern gewinnt angesichts weltweiter queerfeindlicher Tendenzen auch an politischer Dringlichkeit", hielt Rollig zur Ausstellung, die "ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst und für ein Denken jenseits binärer Ordnungen" sei, fest. Und was sagt Scheirl zu ihrer ersten großen Personale in der Bundeshauptstadt? "Ich bin zu Tränen gerührt."
(S E R V I C E - Ausstellung "Ashley Hans Scheirl. In & Out of Painting*" im Belvedere 21, Wien 3, Arsenalstraße 1. Von 19. September 2025 bis 1. Februar 2026, Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr, Katalog zur Ausstellung erscheint Ende November, )
(APA)
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