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Bundesliga-Reform ante portas, Details aber noch zu klären

Fußball-Bundesliga braucht dringende Reform
Fußball-Bundesliga braucht dringende Reform
Die Reform der höchsten österreichischen Fußballligen nimmt immer konkretere Form an. Nach Sitzungen am Donnerstag in Klagenfurt zeigten sich Bundesliga und Clubvertreter von der ehestmöglichen Umsetzung ab der Saison 2017/18 überzeugt, favorisiert wird das Modell einer ersten Liga mit 12 ergänzt durch eine "semiprofessionelle" zweite Liga mit 16 Vereinen. Noch gilt es aber, Details zu klären.


Die Insolvenz von Zwangsabsteiger Austria Salzburg sowie bekannte Finanzengpässe mehrerer anderer Clubs der Erste Liga haben in der jüngsten Vergangenheit die Notwendigkeit von Reformen im heimischen Profifußball deutlich gemacht. Und so, als hätte es noch mehr Werbung für Änderungen bedurft, zog sich Bundesliga-Absteiger SV Grödig just am Dienstag aus wirtschaftlichen Gründen freiwillig in den Amateurfußball zurück.

“Es zeichnet sich eine Formatsänderung ab. Das Modell 12+16 ist ganz klar favorisiert worden”, erklärte Ligapräsident Hans Rinner, der so wie viele andere Clubvertreter eine prinzipielle Mehrheit für schnelle Reformen ortete. Zahlreiche Details seien nun noch zu klären. Und das relativ schnell. Denn am 31. Mai will die Liga auf einer Außerordentlichen Hauptversammlung neuerlich in Klagenfurt Nägel mit Köpfen machen. Zur Ausgestaltung eines möglichen Modus’ wollte sich Rinner nicht äußern, eines sei aber klar: “Es ist wichtig, so viele Spiele mit Entscheidungscharakter zu haben wie möglich.”

Dass sich Österreichs Fußball keine 20 Profivereine leisten kann, galt und gilt nach wie vor als Angelpunkt der Reformbestrebungen. Um dieser Erkenntnis gerecht zu werden, gleichzeitig aber einen bewältigbaren Übergang vom Amateur- in den Profifußball gewährleisten zu können, soll in der zweiten Leistungsstufe gewissermaßen Halb-Profitum herrschen. Wer will und kann, leistet sich einen Vollprofibetrieb und ist – die Erfüllung von sportlichen, infrastrukturellen, wirtschaftlichen Voraussetzungen vorausgesetzt – zum Aufstieg ins Oberhaus berechtigt. Als zweite Kategorie von Clubs sieht man Amateur-Teams der Großclubs, wie bisher nur Salzburg über den Umweg Liefering eines in der zweithöchsten Liga hat. Die dritte Art Vereine sind jene, die zwar in der zweiten Liga mitspielen wollen, sich den Aufstieg ins Oberhaus aber nicht leisten können.

Für Jochen Sauer etwa, Geschäftsführer von Red Bull Salzburg, ist das Modell Liefering höchst erfolgreich, die Rückkehr von Amateur-Teams etwa Rapids (wie es mit den Austria Amateuren schon zwischen 2005 und 2010 der Fall war) im Sinne des gesamten heimischen Fußballs höchst sinnvoll. “Das tut der ganzen Liga gut, das tut den österreichischen Talenten gut, die dann den Schritt ins Ausland schaffen. Das können zweite Mannschaften von Rapid und Austria genau so leisten”, meinte der Deutsche.

So oder so liegt der Teufel im Detail. “Das braucht ein rechtliches Korsett. Wesentliche wirtschaftliche und rechtliche Fragen sind noch zu klären”, meinte dazu Austria Wiens Wirtschaftschef und Bundesliga-Vize Markus Kraetschmer, der in dieser Hinsicht auch Verständnis für jenen offenen Brief äußerte, mit dem Rapid am Montag reifliche Überlegungen eingemahnt und teilweise für Irritationen gesorgt hatte. Kraetschmer: “Ich verstehe, dass einige darauf pochen, dass es zu keiner Husch-Wusch-Lösung kommen soll.” Dennoch müsse man schnell handeln: “Die große Gefahr ist doch die: Wenn wir nichts tun, was ist dann in einem Jahr?”

Eine der offenen rechtlichen Fragen von tragender Bedeutung ist jene nach dem Veranstalter einer auf solche Art geführten zweiten Liga. So sei etwa mit dem Finanzministerium zu klären, ob die Bundesliga, die sich dem Profifußball verschrieben hat, eine solche semiprofessionelle Liga überhaupt führen könne. Diese Frage steht wiederum im Zusammenhang mit dem Wartungserlass der Vereinsrichtlinien, demgemäß Profibetriebe ab 1. Jänner 2017 zwingend ausgegliedert sein müssen.

Diesbezüglich zeigte sich Kraetschmer optimistisch: “Da gibt es sehr wohl die juristische Ansicht, dass es mögliche wäre, dass diese zweite Liga unter dem Dach der Bundesliga laufen könnte.” Er würde aber in jedem Fall Vereine mit positiven Anreizen (“wirtschaftliche Belohnung”) zur Ausgliederung motivieren. Schließlich geht die nicht zuletzt mit einer höheren Transparenz einher. Positive Signale kommen offenbar aus dem Finanzministerium. So erklärte Rinner, dass mit diesem vereinbart worden sei, dass die Ausgliederung bei einem sofortigen Reformbeschluss um ein Jahr aufgeschoben werden kann. “Das ist ein ganz wichtiger Punkt, damit wir Clubs nicht ins Verderben schicken”, sagte Rinner.

Im derzeitigen Format spielen die zehn Clubs in den beiden Ligen pro Saison 36 Runden und treten dabei je viermal gegeneinander an. Dieser Modus gilt nach derzeitigem Stand bis einschließlich der Saison 2019/20. Der sich daran orientierende TV-Vertrag läuft mit 30. Juni 2018 aus. Eine Änderung müsste sowohl vom ÖFB-Präsidium als auch von der Bundesliga beschlossen werden. Im Rahmen der Liga-Hauptversammlung wäre dafür eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig, wobei ein Oberhaus-Club über fünf und ein Erste-Liga-Verein über drei Stimmen verfügt. Der FC Liefering hat aufgrund der Nähe zu Red Bull kein Stimmrecht. Selbiges gilt für den SV Grödig nach dessen freiwilligem Ausscheiden aus dem Profi-Fußball.

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