Felix Van Groeningen erzählt in “The Broken Circle” von einer großen, außergewöhnlichen und unkonventionellen Liebe, die am Tod des gemeinsamen Kindes zerbricht. Als eine ganz eigene, intensive Erzählebene dient dafür die Country-Musik. Ab Freitag ist der Film in den österreichischen Kinos zu sehen.
Didier (Johan Heldenbergh) ist ein zotteliger Bluegrass-Musiker mit Tom Waits-Anmutung. Er hat einen renovierungsbedürftiges Landgut und einen Campinganhänger auf dem Hof, in dem er lebt. Elise (Veerle Baetens) ist Tattoo-Künstlerin mit eigenem Studio, wunderschön und dabei stark und unglaublich verletzlich zugleich. Die beiden ungleichen Menschen verlieben sich auf den ersten Blick und erleben eine Zeit voller Glück und großer Leidenschaft.
Broken Circle: Die Geschichte
Als Elise schwanger wird, bekommt dieses Glück die ersten Risse. Denn Didier ist zwar ein hoffnungsloser Romantiker, zugleich aber auch erbarmungsloser Realist. “Ich will nicht über das Leben anderer entscheiden”, ist seine erste Reaktion, als Elise ihm von der Schwangerschaft erzählt. Auch so ein Satz, der diesen Kloß im Hals verursacht. Und dann müssen Elise und Didier plötzlich über das Leben ihrer sechsjährigen Tochter Maybelle (Nell Cattrysse) entscheiden. Denn Maybelle hat Krebs, weder Chemotherapie noch Stammzellenbehandlung können etwas dagegen ausrichten.
“The Broken Circle” ist nicht eine Geschichte über die Höhen und Tiefen einer Krebstherapie, der Entfremdung oder auch Verbundenheit der Familie. Krebs geschieht einfach, auch in nicht-bürgerlichen Familien, in denen solche und ähnliche Geschichte sonst so gerne spielen. Didier und Elise kämpfen und trauern jeweils auf ihre Art. Didier kanalisiert seinen Schmerz in den Hass gegen Religion und die konservative Politik von George Bush, welche die embryonale Stammzellenforschung blockiert. Elise flüchtet sich in eine diffuse Religiosität, bei der sie glauben will, Maybelle sei ein Stern am Himmel oder der Rabe vor ihrem Fenster.
Broken Circle: Die Kritik
Gemeinsam schaffen Didier und Elise es nicht, ihre Trauer zu bewältigen. Stattdessen zieht sich jeder in sich zurück, macht dem anderen Vorwürfe. Der Belgier Van Groeningen (“Die Beschissenheit der Dinge”) wählt nicht eine chronologische Erzählstruktur, sondern Rückblicke, Erinnerungen, Auslassungen – und den Bluegrass, die amerikanische Countrymusik.
Didier und Elise spielen beide in der Band, die ihnen Halt gibt. Sie begleitet sie in ihrem Leben und jedes Mal, wenn sie zusammen auf der Bühne stehen, ist die Musik Ausdruck ihrer Gefühle. Auch das macht den Film so intensiv, manche mögen es sentimental nennen. Doch schafft Van Groeningen stets eine souveräne Balance zwischen den großen Gefühlen, Alltagskomik und den bedeutungsschweren Bildern für Liebe, Verlust und Trauer. Anders ließe sich diese Emotionalität auch gar nicht ertragen. Der Regisseur lässt seine liebenswerten Charaktere sehr lebendig werden, ihr Glück erfahren, ihre Verzweiflung schmerzlich spüren. Und es gelingt ihm, dem zerstörerischen Schluss etwas Tröstliches zu verleihen. Ein Film, der lange nachwirkt. Der Film wird unter anderem im Artis International Kino in der Schultergasse in Wien und hier gespielt.
(APA)
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