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Johnson von Merkel zu Brexit-Beratungen empfangen

Merkel empfing Johnson in Berlin
Merkel empfing Johnson in Berlin ©APA (dpa)
Der neue britische Premierminister Boris Johnson ist am Mittwoch von Kanzlerin Angela Merkel im Berliner Kanzleramt zu einem Antrittsbesuch empfangen worden.

Das Treffen findet vor dem Hintergrund der festgefahrenen Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der EU statt. Merkel lehnt Neuverhandlungen über den Austrittsvertrag strikt ab.

Der als unnachgiebiger Brexit-Verfechter geltende Johnson war am Dienstag mit einer neuen diplomatischen Offensive zur Änderung des Ausstiegsvertrags in der EU und bei Merkel auf Ablehnung gestoßen. Johnson hatte abermals die Streichung der vereinbarten Garantieklausel für eine offene Grenze in Irland gefordert.

Mit Blick auf die Grenzfrage zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Staat Irland hatte Merkel bei einem Island-Besuch am Dienstag gesagt: "Wir werden natürlich über praktische Lösungen nachdenken." Am Mittwoch ergänzte die Kanzlerin, sie wolle mit Johnson darüber reden, wie ein "möglichst friktionsfreier" Austritt Großbritanniens aus der EU erreicht werden kann. "Wir müssen um unser Wirtschaftswachstum kämpfen."

Johnson will EU-Partner umstimmen

Dass Johnson bei seinem Berlin-Besuch einlenken wird, gilt als unwahrscheinlich. Er zeigte sich im Vorfeld vielmehr zuversichtlich, die EU-Partner doch noch umstimmen zu können.

Der britische Premier will den zwischen seiner Amtsvorgängerin Theresa May und der EU ausgehandelten Vertrag wieder aufschnüren und die Notfalllösung zur irischen Grenze kippen. Dieser sogenannte Backstop soll eine harte Grenze verhindern - und damit auch ein potenzielles Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts. Johnson befürchtet, dass Großbritannien durch den Backstop dauerhaft eng mit der EU verbunden bliebe und so keine unabhängige Handelspolitik betreiben könne.

Rückenwind für Johnson

Rückenwind dürfte Johnson eine am Mittwoch veröffentlichte Online-Umfrage des Instituts Kantar geben, in der seine Konservative Partei deutlich zulegen konnte. Die Tories kamen auf 42 Prozent Wählerzuspruch, 14 Prozentpunkte mehr als die oppositionelle Labour Party. Bei der jüngsten vergleichbaren Kantar-Umfrage im Mai lag Labour mit 34 Prozent noch vor den Konservativen, die damals auf lediglich 25 Prozent kamen. Das Institut machte als Grund für den starken Zugewinn der Tories Johnsons hartes Auftreten im Brexit-Streit aus.

Unterstützung für Johnson stellte auch US-Präsident Donald Trump in Aussicht. Die EU habe Großbritannien "nicht sehr gut behandelt", sagte er in Washington. "Wir werden sehen, ob wir etwas auf die Beine stellen können."

Treffen mit Macron

Am Donnerstag will Johnson in Paris den französischen Präsidenten Emmanuel Macron treffen. Im Poker um den britischen EU-Austritt gilt Macron als Hardliner. Frankreich betrachtet einen Austritt Großbritanniens aus der EU ohne Abkommen inzwischen als das wahrscheinlichste Szenario. In der EU bestehe eine "Geschlossenheit bei den Prinzipien", vor allem was die sogenannte Backstop-Regelung angehe, erklärte das französische Präsidialamt.

Merkel und Macron dürften mit Johnson auch über den G-7-Gipfel sprechen, der am Samstag im französischen Badeort Biarritz beginnt. Dort werden sich die Drei wiedertreffen.

(APA/dpa/ag.)

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