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Britische Regierung will Migrationspolitik radikal ändern

Neue Migrationspolitik: Innenministerin Mahmood und Premier Starmer
Neue Migrationspolitik: Innenministerin Mahmood und Premier Starmer ©APA/AFP
Die britische Regierung will mit einer drastischen Verschärfung ihrer Asylpolitik die Zahl der in Großbritannien ankommenden Migranten senken. Das Innenministerium kündigte am Samstagabend an, "automatische" Hilfen für Asylwerber abzuschaffen. Außerdem solle die Dauer des Flüchtlingsstatus von bisher fünf Jahren auf 30 Monate verkürzt werden. Migranten sollten "gezwungen werden, in ihr Herkunftsland zurückzukehren, sobald dieses als sicher eingestuft wird".

Die Regierung von Premierminister Keir Starmer steht angesichts schlechter Umfragewerte massiv unter Druck, die Zahl der Migranten im Land zu reduzieren. Die seit eineinhalb Jahren regierende Labour Party liegt in Umfragen weit abgeschlagen hinter der migrationsfeindlichen Partei Reform UK des Rechtspopulisten Nigel Farage. Die Zahl der Asylanträge in Großbritannien hat einen Rekordwert erreicht.

Innenministerin will Goldenen Pass abschaffen

Das Innenministerium kündigte nun "die größte Überarbeitung der Asylpolitik" in der jüngeren Geschichte des Landes an. "Dieses Land hat eine stolze Tradition, diejenigen willkommen zu heißen, die vor Gefahr fliehen", erklärte Innenministerin Shabana Mahmood. "Aber diese Großzügigkeit zieht illegale Migranten über den Ärmelkanal an." So würden Menschen Europa "sichere Länder" durchqueren und sich dann über den Ärmelkanal auf den Weg nach Großbritannien machen.

"Ich werde Großbritanniens Goldenen Pass für Asylsuchende abschaffen", kündigte Mahmood an. Derzeit erhalten Menschen für fünf Jahre einen Flüchtlingsstatus. Danach können sie eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis beantragen und schließlich die Staatsbürgerschaft. Die Innenministerin will nun die Dauer des Flüchtlingsstatus auf 30 Monate verkürzen. Dieser Schutz werde "regelmäßig überprüft", und Flüchtlinge müssten in ihre Herkunftsländer zurückkehren, sobald diese als sicher gelten, erklärte sie.

Flüchtlinge mit Asylstatus sollen außerdem 20 Jahre lang warten müssen, bevor sie einen Antrag für einen dauerhaften Aufenthalt im Vereinigten Königreich stellen können. Derzeit sind es fünf Jahre.

Das Innenministerium kündigte darüber hinaus ein Ende "automatischer" Hilfen - etwa Unterbringung und Geld - für Asylwerber an. Solche Hilfen sollen künftig im Ermessen der Behörden liegen und beispielsweise dann verweigert werden, wenn Asylwerber sich selbst versorgen können oder wenn sie Straftaten begangen haben. Auch beim Familiennachzug könnten künftig strengere Regeln gelten.

Vorbild Dänemark

Innenministerin Mahmood will ihre Pläne am Montag im Parlament detailliert vorstellen. Vorbild ist Dänemark, das seine Asylpolitik ebenfalls verschärft hat. Britische Regierungsvertreter hatten das EU-Land kürzlich besucht, in dem die Zahl der erfolgreichen Asylanträge auf dem niedrigsten Stand seit 40 Jahren liegt.

Flüchtlinge bekommen in Dänemark eine einjährige Aufenthaltsgenehmigung. Diese ist zwar verlängerbar, die Asylsuchenden werden aber dazu angehalten, in ihre Heimat zurückzukehren, sobald die Behörden der Meinung sind, dass sie keinen sicheren Zufluchtsort mehr benötigen.

Kritik an Vorgehen

Das Vorgehen der Regierung stößt auf scharfe Kritik. Mehr als 100 britische Wohltätigkeitsorganisationen forderten Mahmood in einem Brief auf, die Praxis, Migranten zum Sündenbock zu machen, zu beenden. Solche Schritte würden Rassismus und Gewalt schüren.

Auch der Leiter des britischen Flüchtlingsrats, Enver Solomon, rief Mahmood auf, ihre Pläne zu überdenken. Die Verschärfung der Asylpolitik werde die Zahl der Flüchtlinge nicht verringern. Die Regierung müsse vielmehr dafür sorgen, dass Flüchtlinge, die hart arbeiten, sich in Großbritannien "ein sicheres und geregeltes Leben aufbauen und ihren Gemeinden etwas zurückgeben können".

Umfragen deuten darauf hin, dass Einwanderung die Wirtschaft als größte Sorge der britischen Wähler abgelöst hat. Die Zahl der Asylanträge in Großbritannien stieg in den zwölf Monaten bis März 2025 um 17 Prozent auf 109.343.

(APA/AFP/Reuters)

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