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Brexit - Euro und Pfund brechen ein

Die Börsenkurse des Pfund brechen ein
Die Börsenkurse des Pfund brechen ein ©AFP
Das Brexit-Votum hat zu heftigen Turbulenzen am Devisenmarkt geführt. Der Euro gab deutlich nach, das britische Pfund rutschte auf den tiefsten Stand seit 1985 ab. Der bevorstehende Austritt Großbritanniens habe das Vertrauen in den Zusammenhalt der Europäischen Union (EU) geschwächt, hieß es aus dem Handel.

Außerdem rechnen Experten mit geldpolitischen Lockerungen in Reaktion auf den Brexit. Notenbanken signalisierten am Freitag Handlungsbereitschaft. Die als sichere Häfen geltenden Währungen Yen und Franken waren unterdessen stark im Aufwind.

Tiefster Euro-Stand seit März

Der Euro verlor am Freitag etwa 3,5 Prozent an Wert und fiel zwischenzeitlich bis auf 1,0913 US-Dollar. Das war der tiefste Stand seit März. Da sich viele Marktteilnehmer in den vergangenen Handelstagen auf einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union eingerichtet hatten, waren die Ausschläge ungewöhnlich hoch. Zuletzt lag der Euro bei 1,1045 US-Dollar.

Neben dem geschwundenen Vertrauen in die EU schwächten auch Erwartungen weiterer geldpolitischer Lockerungen in Reaktion auf den Brexit den Euro. Die EZB werde schnell reagieren und ihre Bereitschaft erklären, alles für die Preisstabilität in der Region zu tun, schrieb JPMorgan-Experte David Mackie in einer Freitag früh veröffentlichten Studie. Demnach dürfte der Leitzins noch stärker gesenkt und das Anleihekaufprogramm noch stärker ausgeweitet werden.

Pfund: Tiefstand seit 1985

Unterdessen sorgt die panikartige Reaktion auf das Brexit-Votum vor allem beim Pfund für einen Ausverkauf. Die britische Währung fiel zwischenzeitlich unter 1,33 Dollar bis auf 1,3229 Dollar. Das war der tiefste Stand seit 1985. Damit war das Pfund rund elf Prozent billiger als in der Nacht, als die britische Währung zeitweise noch etwas mehr als 1,50 Dollar gekostet hatte. Zuletzt lag das Pfund bei 1,3630 Dollar. Die Bank of England erklärte am Freitagmorgen, sie werde alle notwendigen Schritte einleiten, um die Stabilität zu sichern. Man habe sich bereits mit anderen Notenbanken verständigt.

Japanischer Yen gewann stark an Wert

Im Gegenzug zu den Verlusten bei Euro und Pfund gewann der japanische Yen, der unter Anlegern als sicherer Hafen in schweren Zeiten gilt, stark an Wert. Das Pfund stürzte zum Yen um über 14 Prozent ab. Ein Pfund kostete zwischenzeitlich 133,31 Yen. Damit war der Yen so stark wie zuletzt im Dezember 2012. Auch zum Dollar war der Yen im Höhenflug: Zwischenzeitlich kostete ein Dollar sogar weniger als 100 Yen, der Kurs fiel bis auf 99,02 Yen. Das war der tiefste Stand seit November 2013. Im Anschluss kletterte der Kurs wieder über 100 Yen. Zum Euro stieg der Yen auf den höchsten Wert seit Dezember 2012. Ein Euro kostete zwischenzeitlich nur noch 109,57 Yen.

Notenbankchef Haruhiko Kuroda signalisierte in der Früh Handlungsbereitschaft. “Wir stehen bereit, um die Märkte mit genügend Liquidität zu versorgen”, teilte Japans Notenbankchef Kuroda in einer E-Mail mit. Die sechs großen Notenbanken werden laut Kuroda alles in ihrer Macht stehende tun, um die Märkte liquide zu halten.

Schweizer Franken legte ebenfalls zu

Auch der Schweizer Franken, der ebenfalls als sicherer Hafen gilt, legte am Freitag kräftig zu. Im Gegenzug fiel der Eurokurs von über 1,10 Franken auf zwischenzeitlich bis zu 1,06237 Franken. Zuletzt lag der Kurs bei 1,078 Franken. Der als Rückgrat der deutschen Wirtschaft geltende Maschinenbau fürchtet einen Orderrückgang nach der Entscheidung der Briten für einen Brexit. “Die Entscheidung für den Austritt Großbritanniens aus der EU ist ein Alarmsignal für die Unternehmen”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands VDMA, Thilo Brodtmann, am Freitag.

Der Brexit werde den Industriestandort Europa viel Vertrauen bei Investoren kosten. “Es wird nicht lange dauern, bis unsere Maschinenexporte nach Großbritannien spürbar zurückgehen werden.”

Unklarheiten müssen geklärt werden

Völlig unklar sei zudem, was auf Unternehmen mit britischen Tochtergesellschaften zukommt. “Die EU muss jetzt den Schaden eindämmen und die Phase der Unsicherheit möglichst kurz halten. Europas Unternehmen brauchen Planungssicherheit und einen verlässlichen Fahrplan für den Austritt”, so Brodtmann.

Für den deutschen Maschinenbau war Großbritannien 2015 der viertwichtigste Auslandsmarkt mit 7,2 Mrd. Euro Exportvolumen hinter den USA (16,8 Mrd. Euro), China (16 Mrd. Euro) und Frankreich (9,8 Mrd. Euro).

(APA/dpa)

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